„Finance Europe“-Label: Votum fordert echte Reform statt Symbolpolitik

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Der VOTUM Verband unabhängiger Finanzdienstleister übt deutliche Kritik an der geplanten Einführung des EU-Labels „Finance Europe“. Das freiwillige Siegel soll mehr Kapital in europäische Unternehmen lenken, ersetzt aus Sicht des Verbandes jedoch keine strukturellen Reformen.

Anlass ist ein gemeinsamer Beitrag von Lars Klingbeil und Éric Lombard in Handelsblatt und Les Echos, in dem die Politiker für eine neue wirtschaftspolitische Ausrichtung Europas plädieren. Zwar begrüßt VOTUM die Initiative grundsätzlich, mahnt jedoch konkrete Schritte statt bloßer Ankündigungen an.

„Europa braucht nicht mehr Regulierung, sondern intelligentere Regulierung“, heißt es in der Mitteilung. Es brauche Entlastung für kleine und mittlere Marktteilnehmer sowie gezielte Investitionen in Infrastruktur und Innovation – nicht aber neue Bürokratie.

Scharfe Kritik übt der Verband an der parallel laufenden Retail Investment Strategy. Während auf der einen Seite Bürokratieabbau versprochen werde, würden im Trilogverfahren neue Meldepflichten „ersonnen“, so VOTUM. Die politische Glaubwürdigkeit leide darunter erheblich.

VOTUM-Vorstand Martin Klein bringt es auf den Punkt: „Der glaubwürdigste Aufbruch für einen echten Bürokratieabbau wäre die Einstellung des Trilogs zur Retail Investment Strategy. Keiner ihrer Regulierungsansätze ist geeignet, Europa wettbewerbsfähiger zu machen.“
Auch das geplante Finanzlabel sieht der Verband kritisch: Die Mindestquote von 70 Prozent europäischer Investitionen beschränke die Diversifikation, erhöhe das Beratungsrisiko und schaffe kaum Mehrwert für Kunden. Zudem fehlten europaweit einheitliche steuerliche Rahmenbedingungen – die Selbstzertifizierung durch Produktanbieter stelle Transparenz und Kontrolle infrage.
VOTUM warnt vor einem faulen Kompromiss: „Zusammengefasst bedeutet das ‚Finance Europe‘-Label – (unklare) Steuervorteile für Europatriotismus“, so Klein. Berater müssten künftig zwischen Kapitalbindung und globaler Flexibilität vermitteln – ein Dilemma ohne klare Antwort.