Rente: Männer erhalten durchschnittlich 52 Prozent mehr Rente

Quelle: DALL-E

Die Unterschiede bei der gesetzlichen Rente zwischen Männern und Frauen sind nach wie vor eklatant. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gemeinsam mit dem Wirtschaftsanalysten Prognos.

Im Bundesdurchschnitt beträgt die sogenannte Gender Pension Gap rund 50 Prozent: Frauen erhalten durchschnittlich 936 Euro monatlich, Männer dagegen liegen mit 1.427 Euro um stolze 491 Euro höher. Die Diskrepanz fällt in Westdeutschland mit 66 Prozent noch dramatischer aus, während sie in Ostdeutschland bei vergleichsweise moderateren 16 Prozent liegt. Der Grund für diesen Unterschied liegt maßgeblich in ungleichen Erwerbsbiografien. Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, unterbrechen ihre Berufslaufbahn für Familienbetreuung und sind im Schnitt schlechter bezahlt als Männer.

GDV-Vize Moritz Schumann warnt eindringlich: „Von Gleichberechtigung können wir hier noch lange nicht sprechen.“ Die ungleiche Verteilung der Renten ist Ausdruck dessen, dass Frauen weniger in die Rentenkasse einzahlen. Diese systemische Ungerechtigkeit wirkt sich im Alter massiv auf ihre Lebensqualität aus.

Glücklicherweise haben Frauen in den letzten zehn Jahren beim Rentenzuwachs sogar mehr zugelegt als Männer: Ihre gesetzliche Rente erhöhte sich seit 2013 um 62 Prozent, bei Männern lag das Plus nur bei 30 Prozent. Dennoch verbleiben Frauen deutlich hinter den Männern, vor allem wegen historisch geringerer Beitragsjahre.
Ursachen liegen in Lebensentwürfen und Arbeitswelt

Die Studie macht deutlich, dass strukturelle Faktoren wie Care-Arbeit, Teilzeittätigkeit und Lohnunterschiede Frauen längerfristig benachteiligen. Dieser Umstand zieht sich durch alle Säulen der Altersvorsorge. Nicht nur die gesetzliche Rente ist betroffen, sondern ebenso die Betriebs- und private Altersvorsorge. Um Altersarmut bei Frauen effektiv zu verhindern, bedarf es daher gezielter politischer und gesellschaftlicher Maßnahmen.

Fünf Impulse für mehr Rentengerechtigkeit

Aus der Studie leiten die Expertinnen und Experten klare Empfehlungen ab:

  • Erwerbsbeteiligung steigern: Höhere Beschäftigung von Frauen wirkt stabilisierend auf das Rentensystem und senkt Beitragsbelastungen für alle.
  • Vereinbarkeit fördern: Mehr flexible Betreuungsangebote für Kinder sowie eine faire Verteilung von Care-Arbeit zwischen Frauen und Männern.
  • Partnerorientierte Vorsorge: In Paarhaushalten sollten Vorsorgeentscheidungen gemeinsam getroffen und Einkünfte aus Erwerbs- und Care-Arbeit gerecht aufgeteilt werden.
  • Betriebsrente ausbauen: Betriebsrenten sollten durch attraktive Rahmenbedingungen mehr Beschäftigte erreichen – ergänzt um bessere Fördermechanismen.
  • Früh beginnen: Mit kleinen Beiträgen und langer Laufzeit kann der Zinseszinseffekt seine Wirkung entfalten – daher sind frühzeitige Vorsorgeprodukte besonders wichtig.

Die Versicherungswirtschaft sieht Reformbedarf im kapitalgedeckten Bereich: zusätzliche Förderung, bessere Renditechancen bei garantiertem Auszahlungsmodell und ein bedarfsgerechtes Fördersystem. Dieses sollte idealerweise zugänglich für Familien und Geringverdiener sein.

Perspektive: Entwicklungen und Reformbedarf

Deutschlandweit lag der durchschnittliche Rentenzahlbetrag 2023 bei 1.149 Euro (Männer und Frauen), eine Summe, die keinesfalls ausreicht, um ein auskömmliches Leben im Alter zu ermöglichen. „Das allein reicht nicht für ein auskömmliches Leben im Alter – Heute nicht und erst recht nicht in Zukunft. Denn der demografische Wandel setzt unser Rentensystem zunehmend unter Druck. Für ein gutes Leben im Alter braucht es starke und lebenslang sichere zusätzliche Altersvorsorge“, sagt Schumann. Schon heute ist staatliche Rente allein nicht tragfähig, der demografische Wandel verschärft diese Situation zusätzlich.

Für mehr Altersgerechtigkeit im Rentensystem sind Reformen unumgänglich: Eine Kapitalmarktrente mit staatlich strukturierter Förderung kann Frauen sowie Menschen mit niedrigeren Einkommen helfen, finanzielle Unabhängigkeit im Alter zu erreichen. Ebenso wichtig ist die Vereinfachung von Fördermechanismen und eine bessere Chancenverteilung hinsichtlich Rendite und Sicherheit.