Rente trotz 45 Beitragsjahren oft unter Existenzminimum

Quelle: DBT/Inga Haar

Über ein Viertel der Rentner mit mindestens 45 Versicherungsjahren erhält weniger als 1.300 Euro im Monat – das zeigt eine neue Auswertung des Bundesarbeitsministeriums (BMAS) auf eine Anfrage des Linken-Politikers Dietmar Bartsch. Im Schnitt liegen die Rentenzahlungen bei 1.668 Euro. Männer erhalten dabei mit durchschnittlich 1.778 Euro deutlich mehr als Frauen (1.449 Euro).

Besonders alarmierend: Selbst nach jahrzehntelanger Erwerbstätigkeit ist die Versorgungslücke für viele nicht geschlossen. Die Differenzen zwischen Ost und West sind weiterhin markant: Während Hamburg mit 1.787 Euro an der Spitze steht, bildet Thüringen mit 1.491 Euro das Schlusslicht.

Bartsch kritisiert die Zahlen scharf: „Wenn jeder vierte Rentner nach 45 Jahren Arbeit mit weniger als 1.300 Euro Rente auskommen muss, ist das ein Armutszeugnis für die Politik.“ Bereits 2023 hatte eine Analyse der DRV ergeben, dass mehr als jede dritte Frau trotz 40 Jahren Vollzeit nur eine Mini-Rente bezieht (Versicherungsbote berichtete). Und schon 2020 zeigte sich, dass jeder dritte Rentner mit weniger als 1.000 Euro Monatsrente auskommen muss (Versicherungsbote berichtete).

Das Bundesministerium verweist allerdings darauf, dass neben Beitragszeiten auch beitragsfreie Zeiten (etwa Schul- und Studienzeiten) in die 45 Jahre eingerechnet werden. Zudem sage die Rentenhöhe wenig über das tatsächliche Haushaltseinkommen aus, da viele Menschen zusätzliche Einnahmen haben – etwa durch Partnereinkommen, betriebliche oder private Altersvorsorge.

Erst Anfang diesen Jahres erkundigte sich der renten- und alterspolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Matthias W. Birkwald, wie viele Rentner unter der aktuellen EU-Armutsgefährdungsschwelle von 1.313 Euro liegen. Das Ergebnis: 55,8 Prozent der Rentner erhalten eine Rente von unter 1.300 Euro, 57,1 Prozent bekommen einen Rentenzahlbetrag von 1.325 Euro. Dass rund 16 Millionen sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte nach 45 Beitragsjahren voraussichtlich nur eine gesetzliche Rente von maximal 1.200 Euro erhalten werden, ging ebenfalls zu Jahresbeginn aus einer BMAS-Antwort hervor. Danach gefragt hatte BSW-Chefin Sahra Wagenknecht, die sich bis 2019 mit Dietmar Bartsch den Fraktionsvorsitz teilte.