Versicherer fordern Ausbau des Naturgefahrenportals

Quelle: DALL-E

Der Versichererverband GDV mahnt, dass es in Deutschland kein aktuelles Lagebild zu Präventions- und Klimaanpassungsmaßnahmen gibt. Es brauche ein zentrales „Radar“ dafür. Ein sinnvoller Ausgangspunkt könnte das bestehende Naturgefahrenportal sein. Aber dieses müsse dringend weiter ausgebaut werden.

Vier Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal schreitet der Wiederaufbau voran und mit ihm konkrete Maßnahmen zur Klimavorsorge. 17 neue Rückhaltebecken sind geplant, vier davon sollen nun zügig realisiert werden. Ziel ist es, bei extremen Wetterlagen Wassermassen kontrolliert aufzufangen und so die Sicherheit im Tal dauerhaft zu erhöhen.

Auch kleinere Eingriffe, wie die Absenkung von Uferzonen und die Aufweitung der Ahr, tragen dazu bei, das Abflussverhalten des Flusses zu verbessern. Für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist das Ahrtal ein Musterbeispiel für vorausschauende Klimaanpassung und gleichzeitig ein Beispiel, von dem ganz Deutschland lernen könnte.

Doch hier liegt das Problem. Denn bislang fehlt eine zentrale Plattform, die bundesweit erfasst, wo und wie Maßnahmen zum Schutz vor Klimafolgen geplant, begonnen oder abgeschlossen wurden. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen kritisiert diese Intransparenz: „Uns fehlt in Deutschland eine zentrale Plattform, die über alle laufenden und geplanten Anpassungsmaßnahmen informiert“. Wer heute als Verantwortlicher einer gefährdeten Region nach Erfahrungswerten und Best Practices anderer öffentlicher Stellen suche, werde kaum fündig. Wenn überhaupt, stünden Informationen zum Bevölkerungsschutz und der Klimafolgenanpassung erst dann zur Verfügung, wenn Maßnahmen vollständig abgeschlossen sind.

Die Konsequenzen dieser Datenlücke sind gravierend. Risikomodelle können Fortschritte nicht zeitnah berücksichtigen, Wissenstransfer zwischen Regionen bleibt aus. Auch Kommunen und Bauverantwortliche fehlt oft die Entscheidungsgrundlage für Investitionen in Infrastruktur oder Wohnraum. „Derzeit haben wir in Deutschland kein aktuelles Lagebild. Es fehlen transparente, einfach zugängliche Informationen, welche Präventionsmaßnahmen in Planung sind oder bereits umgesetzt werden”, so Asmussen. Beispielsweise gibt es bis heute keinen vollständigen, einheitlichen und zentralen Datensatz, der die Lage der Binnen- und Küstendeiche sowie deren Bauzustand und Schutzgrad abbildet. Dadurch entstünde nicht nur ein unvollständiges Risikobild, auch der Wissenstransfer bleibe auf der Strecke.

Asmussen fordert deshalb ein zentrales „Radar der Klimaanpassungsmaßnahmen“, das im Idealfall auf dem bestehenden Naturgefahrenportal aufbaut. Dieses zeigt bislang vor allem historische Ereignisse, jedoch keine laufenden oder geplanten Projekte. Dabei sind Informationen über geplante, laufende und abgeschlossene Präventions- und Klimaanpassungsmaßnahmen in den jeweils zuständigen Behörden vorhanden. Es fehlt jedoch an der Bündelung, Aktualisierung und transparenten Darstellung an zentraler Stelle. Künftig sollte das Naturgefahrenportal auch über neue Risiken wie etwa durch Erdbeben oder Erdrutsche sowie über Schutzprojekte aufklären. „Es wäre sinnvoll, hier auch laufende und geplante Maßnahmen zur Prävention sichtbar zu machen. Nur dann haben Kommunen und Bürgerinnen und Bürger alle nötigen Informationen für wichtige Investitions- und Bau-Entscheidungen“, sagt Asmussen.