„Betriebliche Altersversorgung ist kein nice to have“

Beim dritten German Equal Pension Symposium in Köln wurde deutlich: Altersarmut ist oft das Ergebnis früherer Lebensentscheidungen – und lässt sich vermeiden. Finanzexpertin Cordula Vis-Paulus und zahlreiche Fachleute forderten mehr Verantwortung von Politik und Arbeitgebern.

Wie lassen sich Rentenlücken vermeiden, die durch Teilzeitarbeit, Elternzeit oder familiäre Pflegeverantwortung entstehen? Um diese Frage drehte sich das dritte German Equal Pension Symposium (GEPS), das am 23. Juni in Köln stattfand (Versicherungsbote berichtete). Gastgeberin und Finanzexpertin Cordula Vis-Paulus hatte Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft eingeladen, um Lösungswege für eine gerechtere Altersvorsorge zu diskutieren – mit klarer Botschaft: „Weniger Gap, mehr Rente“.

Im Mittelpunkt stand der Gender Pension Gap, der laut Veranstalterin derzeit bei rund 39,4 Prozent liegt – Frauen erhalten im Schnitt also deutlich weniger Rente als Männer, obwohl sie fünf Jahre länger leben. Vis-Paulus warnte vor einem weit verbreiteten Irrtum: „Bei vielen Lebensentscheidungen werden Altersvorsorge-Faktoren vergessen – beispielsweise wenn Verträge über Jahre beitragsfrei gestellt werden. Der negative Zinseszins-Effekt wird unterschätzt.“ Deshalb brauche es frühzeitige Aufklärung und stärkere Impulse – auch seitens der Arbeitgeber.

Einen besonderen Stellenwert räumte das Symposium der Rolle der betrieblichen Altersversorgung (bAV) ein. Vis-Paulus forderte: „Betriebliche Altersvorsorgung ist kein ‚nice to have‘, sondern ein strategischer Hebel für stabile Gesellschaften. Sie verbindet ökonomische Rationalität mit ethischer Verantwortung.“
Unternehmen, die Verantwortung übernähmen, verbesserten nicht nur ihr Image, sondern erhöhten auch ihre Attraktivität als Arbeitgeber – etwa durch geringere Fluktuation und höhere Produktivität. Inzwischen achte ein großer Teil der Beschäftigten beim Jobwechsel gezielt auf arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorgeangebote.

Erstmals wurden im Rahmen der Veranstaltung fünf Unternehmen als „Verantwortungsvolle Arbeitgeber“ ausgezeichnet – für bAV-Konzepte, die sich besonders an Teilzeitkräfte und geringfügig Beschäftigte richten. Geehrt wurden unter anderem die Kersia GmbH, Abdichtungstechnik Klein, Die Kinderärzte aus Köln sowie Snocksulting und Aeiforia.

Auch das interaktive Format sorgte für Aufmerksamkeit: In Gruppenarbeit („Heldinnen-Reise“) erarbeiteten die Gäste eigene Vorsorge-Wege durch Lebensphasen wie Berufswahl, Elternzeit, Wechseljahre oder Renteneintritt. Die „Schätze“ ihrer Entscheidungen – symbolisiert durch Schokoladentaler – landeten im Ruhestandskoffer: ein spielerischer, aber eindrücklicher Zugang zu einem ernsten Thema.

Zum Kreis der Diskutierenden zählten u. a. Prof. Dr. Michael Hauer (IVFP), Ute Thoma (Versorgung Unternehmenskunden), Nadine Lauser (Die Stuttgarter), Martin Bodynek (VKB), Dr. Marlene Waske (Arete Ethik Invest) und Martin Gattung (aeiforia). Sie alle einte das Ziel, konkrete Lösungen zur Schließung der Rentenlücke zu entwickeln.