Die Solvenzquoten der PKV-Unternehmen streuen deutlich: Zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Wert liegt ein Unterschied von knapp 800 Prozentpunkten. Welche Anbieter das Feld anführen und besonders hohe Kapitalpuffer ausweisen können, zeigt die neue Versicherungsbote-Bildstrecke.
Hintergrund: Solvenzquoten geben Auskunft darüber, wie gut ein Versicherer auf schwerwiegende Krisen vorbereitet ist. Grundlage ist ein theoretisches Extremereignis, das statistisch nur einmal in 200 Jahren auftritt – etwa plötzliche Kostenexplosionen oder Marktverwerfungen. Um solche Szenarien rechnerisch abzusichern, schreibt das Aufsichtsrecht eine Mindestquote von 100 Prozent vor. Sie bedeutet: Der Versicherer verfügt genau über die Eigenmittel, die zur Absicherung dieses Risikos notwendig wären.
Laut MAP-Report Nr. 939 erreichen die privaten Krankenversicherer im Jahr 2024 im Schnitt eine Basisquote von 438,0 Prozent. Damit liegt die Branche weiterhin auf hohem Niveau – auch wenn der Durchschnitt im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist. Auffällig ist die große Spannweite der Ergebnisse: Während einige Anbieter Quoten von über 900 Prozent vorweisen, rangiert das schwächste Unternehmen mit 191,1 Prozent unterhalb der 200-Prozent-Marke.
Allerdings gilt: Solvenzquoten sind nur ein Orientierungswert – ihre Aussagekraft hängt stark vom jeweiligen Geschäftsmodell ab. Einflussfaktoren wie die Bestandsgröße, der Anteil von Zusatzversicherungen am Gesamtgeschäft oder das Verhältnis zwischen Voll- und Teilversicherten können die Höhe der Quote erheblich beeinflussen. Deshalb empfiehlt es sich, die Quote stets im Kontext weiterer Kennzahlen zu betrachten.
Ein Beispiel bietet der Krankenversicherer Vigo, der mit einer Basisquote von 263,8 Prozent den fünftniedrigsten Wert im Markt aufweist. Auf den ersten Blick liegt dieser Wert deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Doch bei genauerer Betrachtung relativiert sich die Aussage: Vigo ist mit einem Beitragsvolumen von lediglich 31,15 Millionen Euro im Jahr 2024 einer der kleinsten Anbieter am Markt (Rang 35 von 36) und konzentriert sich ausschließlich auf Zusatzversicherungen – unter anderem in Kooperation mit der AOK Rheinland/Hamburg. In diesem Segment sind die versicherungstechnischen Risiken deutlich geringer als in der Vollversicherung, bei der langfristige Leistungspflichten durch Alterungsrückstellungen abgesichert werden müssen. Entsprechend niedriger fällt der notwendige Sicherheitspuffer aus. Solche Zusammenhänge sollten bei Deutung der Zahlen stets bedacht werden – besonders im direkten Vergleich der Unternehmen.
Versicherungsbote stellt PKV-Versicherer mit den besten Basisquoten vor
Im Folgenden werden PKV-Unternehmen mit den besten Basisquoten vorgestellt. Diese Quoten sind besonders aussagekräftig, weil sie ohne rechnerische Hilfsmaßnahmen wie Übergangshilfen oder Volatilitätsanpassungen ermittelt wurden. Während in der Lebensversicherung auch 2024 noch 44 von 76 Gesellschaften (rund 58 Prozent) die Übergangsmaßnahme für versicherungstechnische Rückstellungen nach § 352 VAG nutzen, spielen solche Instrumente in der privaten Krankenversicherung kaum eine Rolle. Nur zwei von 36 PKV-Anbietern machen überhaupt noch von der Übergangsregelung Gebrauch – und selbst dort mit minimaler Wirkung. Auch die Volatilitätsanpassung nach § 82 VAG wird nur von acht Unternehmen eingesetzt, das entspricht rund 22 Prozent des Marktes. Auf Maßnahmen zur Zinsstruktur (§ 351 VAG) verzichtet die PKV vollständig.
Der Grund liegt in den unterschiedlichen Systemen: Während Lebensversicherer langfristige Garantien absichern müssen und bilanziell auf Übergangshilfen angewiesen sind, kann die PKV auf Marktveränderungen unmittelbar reagieren – etwa durch Beitragsanpassungen. Die hier dargestellten Basisquoten spiegeln daher die tatsächliche Kapitalausstattung wider – ohne rechnerische Stütze.
Gleichwohl gilt: Die Solvenzquote ist nur ein Teil der Gesamtbetrachtung. Aussagen zur wirtschaftlichen Stabilität eines Versicherers lassen sich erst treffen, wenn auch weitere Kennzahlen wie Beitragsvolumen, Rückstellungen oder Bestandsstruktur einbezogen werden. Eine umfassende Analyse bietet der vollständige MAP-Report Nr. 939 „Solvabilität im Vergleich“, der über die Webseite von Franke und Bornberg erhältlich ist.