„Die Wohngebäudeversicherung darf keine Sanierungskasse sein“

Quelle: DALL-E

Starkregen, Überschwemmungen und Stürme nehmen durch den Klimawandel zu. Dennoch sind nur etwa 50 Prozent der Wohngebäude in Deutschland gegen Elementarschäden versichert. Wie können Vermittler Kunden für das Risiko sensibilisieren und Einwände wie „Das passiert mir nicht“ entkräften?

Was uns zunächst einmal im Tagesgeschäft auffällt: Nach einem fatalen Wetterereignis steigen die Abschlusszahlen in Sachen Elementarschäden – diese Progression ebbt jedoch recht schnell wieder ab. Hier gilt es, das Thema im Bewusstsein der Menschen dauerhaft zu verankern. Neben dem von Ihnen erwähnten Einwand „Das passiert mir nicht“ sehen wir einen weiteren ganz erheblichen Punkt: Unwissenheit. Viele Menschen wissen schlichtweg nicht, dass ihre Wohngebäudepolice keine Elementarschäden abdeckt. Hier ist kontinuierliche Aufklärungsarbeit der entscheidende Schlüssel – nicht nur, um ein neues Bewusstsein für Versicherungslücken zu schaffen, sondern auch für den Umgang mit den veränderten klimatischen Bedingungen und den damit verbundenen Risiken.

Nur, weil der an die Siedlung angrenzende Bach „ja noch nie über die Ufer getreten ist“, muss das nicht so bleiben. Starkregen-Ereignisse nehmen zu, die Natur wird unberechenbarer. Berechenbar hingegen ist der Schutz durch eine Wohngebäudeversicherung, die auch Elementarschäden mit abdeckt – das sollte ganz ohne Panikmache, lediglich untermauert durch Fakten, in den Köpfen der Menschen ankommen. Gesamtgesellschaftlich gesehen könnte der Staat eine Förderung durch Zuschüsse bei Abschluss einer Elementarversicherung gewähren; und er könnte dann diese Möglichkeit auch gezielt bewerben.

Es gibt immer wieder politische Diskussionen über eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden. Wäre das der richtige Weg?

Das ist eine komplexe Frage – hier ist eine wirklich sorgfältige Prüfung und Abwägung aller Aspekte unbedingt notwendig. Wir vertreten den Standpunkt, dass eine Pflichtversicherung nicht das einzige Instrument zur Lösung der Problematik darstellen kann. Eine starke Priorität sollte zum Beispiel die konsequente Anpassung an die Folgen des Klimawandels genießen, Stichwort klimaangepasstes Bauen und Sanieren. Längst nicht ausgeschöpft sind zudem die Möglichkeiten, potenzielle klimabedingte Gefährdungen bereits im Rahmen von Baugenehmigungen umfassender zu beurteilen – einschließlich einer konsequenteren Prüfung und Einschränkung von Bauten in Überschwemmungsgebieten bis hin zu einem vollständigen Baustopp.

Im Schadenfall erwarten Kunden schnelle Hilfe – doch lange Bearbeitungszeiten sind ein großes Problem. Welche Möglichkeiten haben Vermittler, um Kunden während der Schadenabwicklung bestmöglich zu unterstützen?

Vermittler spielen eine wichtige Rolle in der Schadenabwicklung. Sie sind das Bindeglied zwischen Kunden und Versicherern. Im besten Fall funktioniert das vertrauensvolle Zusammenspiel zwischen Vermittler und Versicherer reibungslos und sorgt für ein positives Kundenerlebnis – ja, für eine hohe Kundenzufriedenheit. Vermittler können hier proaktiv unterstützen, sei es durch praktische Hilfe bei der Schadenmeldung, bei Verhandlungen von Entschädigungen oder durch das Anfordern aller wesentlichen Informationen und Dokumente. Denn in der Wohngebäudeversicherung gilt, genau wie in anderen Sparten: Alle relevanten Informationen sollten vollständig und korrekt vorliegen – dann kann die Bearbeitung zügig und lösungsorientiert erfolgen.

Wie sieht die Zukunft der Wohngebäudeversicherung aus?

Prävention ist hier sicherlich ein wichtiges Stichwort. Durch die Echtzeitüberwachung von Gebäuden können Schäden frühzeitig erkannt und behoben werden – noch bevor sie sich ausweiten. Dies reduziert nicht nur die Schadenhöhe, sondern kann auch die Versicherungsprämien langfristig senken. Präventive Maßnahmen – wie beispielsweise der Einbau von Hochwasserschutzsystemen – können durch Versicherer mit Prämienrabatten gefördert werden. Wichtig ist aus unserer Sicht auch, schnell auf gesetzliche Neuerungen zu reagieren – so wie es uns bereits bei der Mitversicherung von Wärmepumpen gelungen ist.

Hintergrund: Das Interview ist zuerst in der Ausgabe 01/2025 des Fachmagazins Versicherungsbote erschienen; die Fragen stellte Björn Bergfeld. Das Magazin kann auf der Versicherungsbote- Webseite kostenfrei abonniert werden.