Der Versichererverband GDV fordert eine praxisnahe Reform der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung. In einem neuen Positionspapier plädiert der Verband für einfachere, flexiblere Standards, die sich stärker am Geschäftsmodell orientieren. Damit sollen Berichte aussagekräftiger und zugleich weniger bürokratisch werden.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bringt sich aktiv in die Reform der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung ein. In einem aktuellen Positionspapier fordert der Verband klarere, nutzerorientierte und handhabbare Berichtspflichten. Ziel sei es, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen, die Nachhaltigkeitsberichterstattung einfacher, effektiver und zugleich aussagekräftiger zu gestalten.
In den Augen der Versicherer bedarf es weniger Checklisten-Mentalität und dafür mehr inhaltliche Flexibilität. Die derzeitigen Vorgaben, insbesondere die European Sustainability Reporting Standards (ESRS), sind nach Ansicht des GDV zu formalistisch und bilden nicht in ausreichendem Maß die spezifischen Geschäftsmodelle von Versicherern ab. Statt eines pauschalen Berichtskorsetts brauche es mehr Gestaltungsspielräume für die Unternehmen. Das gelte sowohl hinsichtlich der Inhalte als auch der Methodik.
Besonders wichtig sei, dass die Berichte auch tatsächlich den Bedürfnissen der Nutzer entsprechen. „Adressaten sind vor allem Investoren. Durch den Fokus auf Zahlen und der Straffung der qualitativen Anforderungen ließe sich der Umfang der Berichte erheblich reduzieren, ohne dass die Aussagekraft darunter leidet“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Ein besonders sensibles Thema ist die Erfassung von indirekten CO₂-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette, etwa bei Versicherten. Hier fordert der GDV mehr Pragmatismus. Versicherer könnten kaum steuern, wie ihre Kunden handeln. So hätten Kfz-Versicherer beispielsweise keinen Einfluss auf das Fahrverhalten der Versicherungsnehmer. „Unternehmen sollten nur solche indirekten Emissionen erfassen müssen, die sie durch ihr eigenes Handeln auch beeinflussen können“, so Asmussen.
Hintergrund der GDV-Initiative ist die Ankündigung der EU-Kommission, bestehende Nachhaltigkeitsvorgaben im Rahmen eines sogenannten Omnibus-Verfahrens zu überarbeiten. Die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) wurde beauftragt, bis Oktober 2025 Vorschläge zu unterbreiten. Der GDV hat mit seinem Positionspapier nun einen konkreten Beitrag in diese Debatte eingebracht.