Der demografische Wandel trifft die Versicherungsbranche doppelt. So gibt es neben weniger Kunden eben auch weniger Fachkräfte. Künstliche Intelligenz kann helfen, Prozesse zu automatisieren und die Verwaltung zu entlasten. Besonders bei der Bearbeitung von Verträgen und der Einhaltung regulatorischer Vorgaben zeigt sich ihr Potenzial, erklärt Gerald Martinetz von Mindbreeze.
Der demografische Wandel bringt auch für die Versicherungsbranche Änderungen mit sich. Eine sinkende Zahl an Erwerbstätigen, auch bei den Versicherungen, bedeutet nicht nur weniger Abschlüsse von privaten Vorsorgeversicherungen, sondern auch weniger Fachkräfte, die sich um die Bearbeitung kümmern. Dem gegenüber stehen laut einer Studie des International Center for Insurance Regulation besonders Zuwächse im Bereich der Kranken- und Pflegeversicherungen.
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz beispielsweise bei der Automatisierung von Bearbeitungsschritten bietet großes Potenzial für eine nachhaltige Transformation bei der Verwaltung von Verträgen.
KI als Wegbegleiter bei täglichen Arbeiten
Die manuelle Bearbeitung von Schriftstücken ist oft zeitaufwendig und fehleranfällig – insbesondere, wenn es um umfangreiche Unterlagen geht. Gerade bei Spitzen wie nach Naturkatastrophen bringt der Einsatz von künstlicher Intelligenz den Vorteil einer rascheren Bearbeitung bis hin zur Weiterleitung an die Fachabteilung. Dazu wird der Inhalt von eingehenden Schriftstücken mit Natural Language Processing (NLP) verstanden und basierend auf den Inhalten entscheidet das System, an welche Abteilung das Dokument weitergeleitet wird. Dadurch werden die Mitarbeitenden von Routineaufgaben, wie das Eintippen von Informationen in Eingabemasten, freigespielt, denn das übernimmt das System durch Faktenextraktion.
Durch den Einsatz von Methoden der künstlichen Intelligenz sind relevante Informationen wie Laufzeit, Kündigungsfristen oder Leistungsumfang aus Verträgen sofort und übersichtlich aufbereitet verfügbar. Darüber hinaus können Dokumente unterschiedlicher Formate verglichen werden, ob es Änderungen gab.
Durch gezielte Fragen an das KI-basierte System können Versicherungsberater:innen beispielsweise ohne großen Aufwand Verträge ohne Hochwasserschutz identifizieren, um Kund:innen proaktiv auf diesen fehlenden Leistungsumfang aufmerksam zu machen. Ein wichtiger Kundenservice, da mit dem Klimawandel auch immer wieder Naturereignisse in Gebieten auftreten, die vorher nicht davon betroffen waren.
Der Einsatz von KI-basierten Systemen erleichtert den Mitarbeitenden die Interaktion mit den Vertragsdokumenten in der täglichen Arbeit. Chatoptionen vereinfachen nicht nur die Recherche nach Informationen in umfangreichen Verträgen, sondern sie erstellen auch Zusammenfassungen der wichtigsten Inhalte. Anstatt Unterlagen Seite für Seite zu lesen, stellen beispielsweise die Mitarbeitenden eine Frage in natürlicher Sprache und „chatten“. Die KI liefert präzise Antworten und verweist direkt auf die relevanten Passagen für eine bessere Nachvollziehbarkeit der Antworten.
KI kann aber auch bei regulatorischen Anforderungen einen wertvollen Beitrag leisten. Aktuell steht die EU-Verordnung DORA (Digital Operational Resilience Act) stark im Fokus, die die digitale Widerstandsfähigkeit von Finanzunternehmen stärkt. Ein KI-basiertes System kann hier die Compliance optimieren, indem es Verträge laufend auf regulatorische Konformität prüft. Automatisierte Compliance-Prüfungen erkennen frühzeitig Risiken und ermöglichen es, notwendige Anpassungen schnell und effizient vorzunehmen.