So wappnen sich Industrieunternehmen gegen Cyberbedrohungen

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Cybersicherheit: Industrieunternehmen stehen vor der schwierigen Aufgabe, aus der Vielzahl möglicher Schutzmaßnahmen die effektivsten und geeignetsten Strategien auszuwählen, weiß Artur Reimer, CEO bei corify und Vorstand von Hypoport Insurtech AG. Im Gastbeitrag erklärt er, warum Datenaustausch ein wichtiges Element jeder Cybercrime-Abwehr sein sollte und was alles dazugehört.

Die Gefahr durch Cyberangriffe hat sich für Industrieunternehmen deutlich verschärft und bildet heute eine äußerst komplexe Bedrohungslage. Mittlerweile konzentriert sich eine regelrechte „Branche“ auf die Entwicklung neuer Angriffsmethoden, um Unternehmen zu schaden. Neben klassischen Hackerangriffen tragen jedoch auch Programmierfehler und menschliches Versagen (Human Error), etwa im Umgang mit sensiblen Daten, zu einem erweiterten Spektrum potenzieller Risiken bei. Diese Vielfalt an Ursachen führt zu immer komplexeren Herausforderungen im Bereich der Cybersicherheit.

Verschärft wird diese Situation durch das breite Spektrum an verfügbaren Sicherheitslösungen, deren Qualität stark variieren kann. Industrieunternehmen stehen daher vor der schwierigen Aufgabe, aus der Vielzahl möglicher Schutzmaßnahmen die effektivsten und geeignetsten Strategien auszuwählen. Dies erfordert nicht nur eine sorgfältige Bewertung der verfügbaren Optionen, sondern auch eine fundierte Entscheidung über den Umfang der Investitionen in die Cybersicherheit.

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Sicherheitsstrategien entwickeln und umsetzen: Transparenz als Schlüsselfaktor

Transparenz spielt sowohl für Versicherer als auch für Unternehmen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung von Sicherheitsstrategien: Ein hohes Maß an Transparenz schafft Klarheit darüber, welche Bereiche eines Unternehmens (z. B. die IT-Infrastruktur oder Datenflüsse) besonders anfällig für Cyberangriffe oder andere Sicherheitsbedrohungen sind. Diese Klarheit ist entscheidend, um zu verstehen, wo Investitionen in Sicherheitsmaßnahmen am dringendsten benötigt werden, um sich effektiv zu schützen. Ohne Transparenz ist es kaum möglich, die richtigen Maßnahmen zur Verbesserung der Cybersicherheit zu ergreifen. Mangelnde Transparenz führt dazu, dass Unternehmen und Versicherer im Dunkeln tappen, wie anfällig sie tatsächlich für Angriffe sind und wie effektiv sie diese abwehren können.

Mit dem Aufkommen neuer Technologien, wie etwa dem Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) zur Verbesserung von Phishing-Mails oder der Erstellung von Deepfakes, entstehen laufend neue Bedrohungsszenarien. Diese technologischen Fortschritte eröffnen Angreifern innovative Wege, Sicherheitssysteme zu umgehen und Schaden anzurichten. In diesem komplexen, vielschichtigen und dynamischen Umfeld kann eine erhöhte Transparenz Industrieunternehmen helfen, zukünftige Cyberbedrohungen nicht nur besser zu erkennen, sondern auch effektiver darauf zu reagieren.

In diesem Zusammenhang spielen Versicherer und Makler eine wichtige Rolle. Sofern sie über das passende Know-how verfügen, können sie wertvolle Partner sein, um das Thema Cyberrisiken ganzheitlich anzugehen. Neben der finanziellen Absicherung im Schadensfall bieten sie zusätzliche Dienstleistungen wie Incident Response oder Risk Scans bzw. Risikodialoge zu Beginn der Partnerschaft an. Diese Angebote helfen den Unternehmen, ihre Risiken besser einzuschätzen und gezielt vorzubeugen.

Transparentere Risikobewertung: Makler werden wichtiger Partner

Ein Kernstück einer solchen Zusammenarbeit ist der Risikodialog – ein Prozess, bei dem der Risikoingenieur eines Versicherers direkt im Unternehmen ein umfassendes Risiko-Assessment durchführt. Dieses Assessment kann sich über mehrere Tage erstrecken und liefert eine fundierte Analyse der aktuellen Risikosituation des Unternehmens. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse können dann gezielte Maßnahmen zur Risikominderung ergriffen werden.

Ein solches Vorgehen setzt eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Versicherer, Makler und Industrieunternehmen voraus. Durch einen direkten und gezielten Informationsaustausch entsteht ein klares und transparentes Bild der Risikofaktoren, die das Unternehmen beeinflussen. So kann eine maßgeschneiderte Risikobewertung erstellt werden, die die individuellen Bedürfnisse und Besonderheiten des jeweiligen Unternehmens berücksichtigt. Dabei geht es nicht nur darum, bestehende Risiken zu identifizieren, sondern auch ein Verständnis für die Wirksamkeit bestehender Sicherheitsmaßnahmen zu entwickeln und Lücken im Schutzkonzept aufzudecken. Darüber hinaus führt dieser kooperative Ansatz zu einer höheren Resilienz von Industrieunternehmen gegenüber Cyberrisiken und ermöglicht es Versicherern und Maklern, ihre Kunden effektiver zu unterstützen.

Datenaustausch verbessert die Reaktion auf Risiken

Der Austausch von Informationen ermöglicht es den Beteiligten, schnell auf neue Bedrohungen zu reagieren und präventive Maßnahmen zu ergreifen, um potenzielle Schäden zu minimieren. Ein relevantes Beispiel hierfür ist ein Ransomware-Angriff über interne Chats, bei dem Hacker über unzureichend geschützte Chats betrügerische Links posten. Die schnelle Erkennung solcher Vorfälle und eine transparente Kommunikation zwischen Unternehmen, Maklern und Versicherern, die diese Informationskanäle nutzen, sind entscheidend, um einen schnellen und wirksamen Schutz zu gewährleisten.

Diese Risiken sind neu und äußerst dynamisch. Neue Risikoszenarien zu antizipieren, ist von entscheidender Bedeutung. Dies ermöglicht es allen Beteiligten, rechtzeitig auf aufkommende Gefahren zu reagieren und präventive Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Der Austausch von Informationen über aktuelle Bedrohungen, Angriffsvektoren und erfolgreiche Abwehrmaßnahmen bildet daher die Grundlage für eine starke Verteidigungslinie gegen Cyberangriffe.

Zusätzlich zur Förderung der Entwicklung maßgeschneiderter Sicherheitslösungen wird auch das kollektive Sicherheitsnetzwerk durch die Verbesserung der Resilienz gegenüber Cyberangriffen gestärkt. Dies kann durch sektorspezifische Informationsaustausch- und Analysezentren (ISACs), regelmäßige Sicherheitsbriefings und die Implementierung von Best-Practice-Frameworks für den Informationsaustausch erreicht werden.

Der Blick nach vorn: So sollte die Versicherungsbranche jetzt reagieren

Angesichts der stetig wachsenden Cyber-Bedrohungslandschaft, die durch die fortschreitende Digitalisierung und neue Technologien wie KI angetrieben wird, ist es entscheidend, dass Versicherungsunternehmen einen proaktiven Ansatz zur Risikominimierung verfolgen. Ein Schlüsselelement dabei ist die Schaffung von Transparenz und der durchgängige Austausch von Risikodaten - dafür steht corify. Für die Versicherungsbranche bedeutet dies konkret, dass jetzt strategische Schritte unternommen werden müssen, um auf zukünftige Cyberbedrohungen vorbereitet zu sein. Die künftige Wettbewerbsfähigkeit von Industrieunternehmen wiederum wird in hohem Maße von ihrer Fähigkeit abhängen, Cyberrisiken zu antizipieren und zu bewältigen. Investitionen in fortschrittliche Technologien, die Entwicklung umfassender Notfallpläne, die Förderung einer starken Sicherheitskultur unter den Mitarbeitern und die kontinuierliche Anpassung der Versicherungsprodukte an die sich verändernde Bedrohungslandschaft stehen daher auf der Agenda der Versicherer und ihrer Unternehmenskunden. Transparenz und der einfache, nahtlose Austausch relevanter Risikodaten werden dabei immer wichtiger.