FDP verliert Gunst der Makler

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Die Ampelregierung verliert ihre Mehrheit - zumindest unter den Vermittlern. Das zeigt die jüngste Sonntagsfrage zur Wahl des Bundesverband Finanzdienstleistung AfW. Besonders auffällig: Der Absturz der FDP in der Gunst der Makler. Noch 2021 konnten die Liberalen stolze 55 Prozent der Vermittler hinter sich vereinen. Davon ist nicht mehr viel übrig.

„Wenn heute Bundestagswahl wäre, wen würden Sie wählen?“ Diese Frage nach ihren politischen Präferenzen beantworteten mehr als 1.000 Vermittlerinnen und Vermittler im Rahmen des 16. AfW-Vermittlerbarometers, einer jährlichen umfassenden Online-Umfrage. Mit 33 Prozent würden CDU/CSU stärkste Partei (minus 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresbarometer), gefolgt von der FDP mit 25 Prozent (minus 7 Prozent). Wenn Vermittler allein entscheiden könnten, wäre Deutschland demzufolge wohl christlich-liberal regiert, und zwar schon seit Jahren. Doch auch, wenn die 25 Prozent für die FDP als Erfolg erscheinen: Noch 2021 erzielte die Partei im damaligen Vermittlerbarometer 55 Prozent (Versicherungsbote berichtete).

Wie auch bereits 2021 wird die AfD drittstärkste Partei im Vermittlerbarometer. 2021 entschieden sich allerdings nur 9 Prozent der Befragten für diese Partei. Nun, drei Jahre später, sind es 21 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr wächst der Zuspruch für die Alternative für Deutschland um weitere 10 Prozent. Über alle Parteien hinweg ist das größte Zuwachs, so der AfW. Die Ergebnisse seien „Ausdruck eines Rechtsrucks, der sich auch in den Umfragen zur im Juni anstehenden Europawahl oder zu den Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern im Herbst abzeichnet“, so der Verband.

SPD würde an 5-Prozent-Hürde scheitern

Auf Rang vier landet Bündnis 90/Die Grünen mit neun Prozent. Verglichen mit dem Vorjahr beträgt das Minus nur einen Prozent-Punkt. Doch 2021 erreichten Die Grünen sieben Prozent. SPD und Linke würden mit jeweils lediglich zwei Prozent der Vermittlerstimmen deutlich unter der 5-Prozent-Hürde liegen.


„Wir sehen bereits seit Jahren, dass die Vermittlerinnen und Vermittler vor allem der Union und den Liberalen als Vertreter und Wahrer ihrer Interessen vertrauen“, so Norman Wirth, Vorstandsmitglied des Bundesverband Finanzdienstleistung AfW. Das führt der Verband auf „immer wieder kolportierte Pläne der eher linksorientierten Parteien [...] bezüglich einer Abschaffung des [...] Provisionssystems“ und Pläne zur Abschaffung der Privaten Krankenversicherung (PKV) zurück. „Das schlechte Abschneiden vor allem der SPD und der Zuwachs bei der AfD entsprechen aber auch dem aktuellen allgemeinen Stimmungsbild der Bevölkerung und haben sicherlich weniger mit den Branchenthemen zu tun“, erläutert Wirth.

Im Bundestag ist der Berufsstand übrigens durchaus angemessen vertreten. Laut offiziellen Angaben sitzen (Stand Januar 2021) 25 Abgeordnete mit einem entsprechenden beruflichen Hintergrund im Bundestag: 17 aus dem Bereich „Banken, Sparkassen, Finanzdienstleister“ (davon fünf selbstständig) und sieben aus dem Bereich Versicherungen (davon drei selbstständig).

Über die Studie:
Das jährliche AfW-Vermittlerbarometer wurde in Kooperation mit den Fördermitgliedern des Verbandes bereits zum 16. Mal mittels einer Online-Umfrage im Oktober und November 2023 durchgeführt. Insgesamt 1.077 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten rund 50 Fragen zu ihrer Tätigkeit, ihrem Einkommen, der Regulierung und anderen aktuellen Fragen. Neun von zehn Befragten (89,1 Prozent) haben eine Erlaubnis für die Versicherungsvermittlung (§34d GewO), davon beraten rund 90 Prozent im Maklerstatus. 63 Prozent der Befragten verfügen über die Erlaubnis als Finanzanlagenvermittler/-in nach §34f GewO. Das durch das AfW-Vermittlerbarometer eruierte Stimmungsbild weist weit über den Verband hinaus, denn 58 Prozent der Befragten sind keine Mitglieder des AfW.