Viele deutsche InsurTechs (noch) nicht profitabel

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Ebenfalls ernüchternd sieht die Jahresbilanz von Neodigital aus: zumindest mit Blick auf das versicherungstechnische Ergebnis. Zwar konnte der Versicherer den gebuchten Bruttobeitrag 2021 von 5,633 Millionen Euro auf 13,885 Millionen mehr als verdoppeln. Aber das versicherungstechnische Ergebnis für eigene Rechnung schloss mit einem Verlust von 9,057 Millionen Euro ab. Der hohe Verlust sei unter anderem mit der Einführung eines neuen Produktes begründet, schreibt Neodigital im SFCR-Bericht: zum Januar 2021 sei erfolgreich die Wohngebäudeversicherung eingeführt worden, „deren Bruttoaufwendungen in einem Schadenfalle gewöhnlich zu deutlich höheren Aufwendungen führt“. Im Vorjahr hatte der Verlust noch 3,47 Millionen Euro betragen. Neodigital ist darüber hinaus mit Privathaftpflicht-, Unfall-, Hausrat- und anderen Sachversicherungen aktiv.

Ein negatives versicherungstechnisches Ergebnis weist auch der White-Label-Anbieter Element aus: gebuchten Bruttoprämien von 10,44 Millionen Euro steht ein versicherungstechnischer Verlust von 9,634 Millionen Euro gegenüber. "Die erneut hohen Kosten im Jahr 2021 erklären sich durch die spezielle Situation, dass sich ELEMENT in der Wachstumsphase befindet und die Investitionen in interne Prozesse (IT-Plattform, Bestandsführungs- und Schadenregulierungssystem, usw.) im Jahr 2021 erneut zu einem Kostenaufwand führten, der noch nicht durch ein entsprechendes Prämieneinkommen gedeckt wird", schreibt der Konzern im SFCR-Bericht.

Hohe Kosten, vergleichsweise geringe Prämien-Einnahmen

Versicherungs-Start-ups haben nicht nur das Problem, dass sie gerade zu Beginn enorm viel Geld in Werbung pumpen müssen, um ihre neue Marke bekannt zu machen: etablierte Versicherer genießen hier einen Vertrauensvorsprung. Zudem sehen sie sich mit einem deutschen Markt konfrontiert, bei dem die Versicherungskunden bei Vertragsabschluss und Schadenbearbeitung einen persönlichen Ansprechpartner wünschen. Das schränkt die Zielgruppe -noch- auf einen digital affinen Personenkreis ein. Viele Anbieter haben deshalb den Ansatz aufgegeben, Versicherungen rein online zu vertreiben, und kooperieren mit Vertrieben und Versicherungsmaklern.

Neben hohen Schadenskosten verschlingt auch das Bilden aufsichtsrechtlich geforderter Rückstellungen viel Geld. Zudem muss überhaupt erst die nötige Infrastruktur (IT, Schadenregulierung-Netzwerke etc.) aufgebaut werden, was ebenfalls zu hohen Kosten führt. Als erfolgreich entpuppen sich aktuell jene Anbieter, die mehrgleisig fahren, etwa auch IT-Services für Versicherer sowie White-Label-Lösungen anbieten.