Gewerbe: „Der Rotstift wird derzeit oft beim Versicherungsschutz angesetzt“

Quelle: mailo


Besteht dabei nicht auch die Gefahr, sich ‚schlechte Risiken‘ einzukaufen? Wie lässt sich das verhindern?


Diese Gefahr besteht immer. Niemand – auch nicht wir – können „hinter die Kulissen“ schauen. Grundsätzlich berechnen wir die Prämie am Umsatzvolumen pro Jahr. Hinzukommen aber weitere Faktoren, die eine Rolle spielen. Etwa die Fragen nach Vorversicherern und Vorschäden. Mit Hilfe dieser Parameter ist es uns möglich, „schlechte Risiken“ im Vorfeld abzuwägen und nach eigenem Ermessen zu entscheiden, ob wir bereit sind, das Risiko zu zeichnen. Bisher sind wir mit dieser Strategie auf dem richtigen Weg. Wer weiß, wie lange die Pandemie-Lage inklusive Schließungen noch überdauert: Wir sind vorbereitet und Willens, unsere Kunden maxi- und optimal zu unterstützen.


Die Aktion richtet sich auch an Händler. Profitiert diese Berufsgruppe vom boomenden Online-Handel oder läuft der vor allem über Amazon?

Es ist kein Geheimnis, dass diese Plattform seit Beginn der Pandemie exponentiell gewachsen ist. Doch auch Händler passen sich den neuen Gegebenheiten an und denken um, denken neu. Viele haben sich neben ihrem bestehenden Einzelhandel auch an das Geschäftsmodell des Onlinehandels gewagt. Kreativität ist gefragt – und das nicht nur bei unseren Kunden. Auch wir versuchen stetig, unsere Prozesse und Tarife an neue Gegebenheiten anzupassen, so sind bei uns 50 Prozent des Umsatzes aus dem Online-Handel im Einzelhandelstarif inkludiert: Ohne Mehrkosten, aber mit zusätzlicher Leistung.


Die Versicherungsprämie für einen Online-Händler ist bei Ihnen deutlich höher als für einen stationären Händler. Woran liegt das?

Insbesondere hat der Onlinehändler ein anderes und deutlich komplexeres Risikoprofil, als der Einzelhändler. Durch das Angebot, welches auf das Internet fokussiert ist, ergeben sich exponierte Deckungsbausteine, wie die „Nutzung von Internet-Technologie“ und die „Verletzung von Datenschutzgesetzen“, die mehr im Vordergrund stehen.
Wir haben allerdings auch aufgrund der durch die Pandemie erweiterten Vorgehensweise im Einzelhandel Handlungsbedarf erkannt und werden dies beim anstehenden Produktupdate des Einzelhändlers berücksichtigen. Dadurch wird die Differenzierung in weiten Teilen aufgehoben und wir werden dieser Zielgruppe ein noch attraktiveres und passgenaueres Angebot machen können.


Als der Suez-Kanal vor wenigen Wochen blockiert war, zeigte sich, wie fragil Lieferketten sein können. Dieses Problem kann auch Händler betreffen. Leistet mailo bei solchen Unterbrechungen?

In der Tat sind nicht nur aufgrund des Vorfalls im Suez-Kanal Lieferketten auch im vergangenen Jahr anfälliger geworden. Grundsätzlich leisten Versicherer hier meist dann, wenn es einen Sachschaden als Auslöser gibt. Darüber hinaus gibt es vereinzelt Regelungen, die unter bestimmten Voraussetzungen (es muss u.a. ein echter Vermögensschaden beim Abnehmer der Ware eingetreten sein, für den der Versicherungsnehmer haftet) auch bei Verzögerung der Leistung eine Deckung vorsehen. Dies ist auch bei einigen unserer Verträge im Bereich Onlinehandel der Fall, Schadenfälle hatten wir bisher allerdings keine.