Rechtsschutzversicherung: „2021 wird ein Schaden-Tsunami für die Branche“

Quelle: ÖRAG

Die zu bewältigenden Stückzahlen gerade für die Schadenserviceeinheiten werden daher in 2021 gewaltig ansteigen, schon bis Ende September legten die in 2020 eingetreten Rechtsschutzfälle nach den GDV-Kennzahlen um 13% zu. Dies wird sich im Nachgang des Shutdown Light - jetzt Hard - weiter dynamisieren, worauf sich die Versicherer nach der Weihnachtspause werden schon heute beginnend einstellen müssen. Schon die ersten Wochen im Januar könnten zu einer harten Belastungsprobe gerade für die Erreichbarkeit der Kundenservice- und Schadeneinheiten werden und auch hier gilt, was nicht möglichst schnell fallabschließend erledigt werden kann, wird in der Regel auch in der Folge teuer. Ist der Schadenservice nicht erreichbar, geht der Kunde ins Internet und sucht sich wie bei der Erfolgsgeschichte geblitzt.de seine eigene Lösung.

Alle Marktforschungsinstitute bestätigen den Versicherern, dass die Kunden aktive Hilfestellungen und auch Anwaltsempfehlungen heute immer mehr erwarten, natürlich mit höchster Qualität und Convenience. Daher hat die ÖRAG ihre gut 2.500 Vertrauensanwälte an 400 Standorten mit dem Tarif 2020 nochmals mehr auf der Qualitätsseite in die Pflicht genommen und den Kunden*Innen ein kostenloses Anwaltswechselversprechen mit der Zufriedenheitsgarantie eingeräumt und da ist es völlig egal, warum ein Kunde*In hiervon Gebrauch machen möchte.

Nach einer Combined Ratio von 98% für 2019 wird schon wegen der Aufwandssteigerung aus dem Kostengesetzes zum 1.1.2021 die Quote wieder deutlich über 100% klettern, erste Indikationen für den Markt sehen hier 103%+X. 2021 wird also sehr herausfordernd für den Rechtsschutzmarkt, der sich auch darüber Gedanken machen muss, wie er mit dem erhöhten Schadenbedarf in der Tarifgestaltung umgeht und auch die laufende Beitragsanpassung im Privatkundengeschäft wird neben den Stornorisiken aus drohenden Insolvenzen und der ansteigenden Arbeitslosigkeit zusätzliche Herausforderungen an das Kundenmanagement im nächsten und wohl auch Folgejahr stellen.

Die Spreu wird sich vom Weizen trennen

Da aber auch über 55% der Haushalte bisher keine Rechtsschutzversicherung haben und diese Nichtkundengruppe im Jahresverlauf immer mehr den Bedarf auch für sich selbst erkannt hat, gilt es für die Underwriter und Aktuare jetzt weiterhin wachsam zu sein, insbesondere die in Krisenzeiten im Rechtsschutz immer zulegenden Vertriebswege Makler und der heute deutlich bedeutender gewordene Direkt- und Vergleichsportalskanal bergen hier Gefahren. Gerade den anonymen Vergleichsportalkanal haben sich die LegalTech-Onlinekanzleien mehr und mehr zu Nutze gemacht und ein immer professionelleres Mandatsfishing, gerade von rechtsschutzversicherten Mandaten über Google & Co etabliert. Dies hat die Branche leidvoll bei den Themen Widerrufsjoker bei Baudarlehen sowie Lebens- und Rentenversicherungen und dem Diesel-Abgasskandal durchleben müssen. Das Gesamtschadenvolumen hat sich nur für diese Bereiche auf weit über 1,5 Mrd. Euro (nach neuesten GDV-Zahlen) aufgetürmt und mit Wirecard droht weiteres Ungemach am Horizont. Wer sich in den nächsten zwei bis drei Jahren hier gut schlägt und auch den Schadenaufwand über die Versicherungstechnik und einem aktiven gemanagten Schaden- und in der Folge sehr wichtigen Bestandsservice im Griff behält, wird wie im Nachgang der Finanzkrise mit steigenden Marktanteilen und weiter zufriedenen Vertriebspartnern belohnt werden. Die Spreu wird sich vom Weizen trennen und eine gewisse Konsolidierungs- und Verschmelzungsdynamik der Rechtsschutzsparte sich im Markt sicherlich in den Folgejahren einstellen.