„Warten auf Godot“ oder Amazons Einstieg in die Versicherungsbranche

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Amazon ist kein Vergleichsportal und hat bislang in keiner Branche Fuß gefasst, in der Vergleiche entscheidend sind: Hotels, Autovermietung, Flüge—und eben Versicherungsvermittlung. Die Philosophie von Amazon ist, dass Kunden mit einer einfachen Suche direkt das Produkt finden, dass sie brauchen. Das geht bei Versicherungen so einfach nicht: weder im Sachgeschäft und schon gar nicht im Lebengeschäft. Wer bei Amazon vergleichen will, muss einen Begriff suchen, mehrere Produkte anklicken und den Vergleich mental selbst als Transferleistung durchführen. So kann man Versicherungen nicht verkaufen: die Philosophie des Handelsgiganten – „Kauf mit 1-Click“ – lässt sich also nicht auf Versicherungen übertragen.

Nicht alles, was Amazon anfasst, wird zudem zu Gold. Die Liste der Flops, wenn es um die Eroberung von Märkten abseits der Kernkompetenzen geht, ist lang und legendär: Handys („Fire Phone“), Hotels („Destinations“), Mode („Haute Couture“) und Zahlungen („WebPay“) haben nicht geklappt. „Protect“ könnte sich hier durchaus einreihen.

Das sagt der Kolumnist

In Samuel Becketts „Warten auf Godot“ geht es um einen Mann, auf den alle warten, der aber niemals kommt. Mit Amazon und dem Versicherungsvertrieb verhält es sich ähnlich — seit Jahren reden alle davon, viel passiert ist allerdings noch nicht. Der Tech-Riese aus Seattle wird sein Angebot auf Produkte mit Nähe zum Kerngeschäft ausweiten und neben Elektronikversicherungen möglicherweise auch Hausrat- und KFZ-Versicherungen anbieten, sich aber darüber hinaus vom Versicherungsvertrieb fernhalten. Das gilt vor allem für das Personengeschäft.