Rentenversicherung: Corona-Krise lässt Polster der Rentenkasse schrumpfen

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Die Deutsche Rentenversicherung wird durch die Corona-Krise einen Teil der Reserven verlieren. Nach aktuellen Schätzungen werde die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage von etwa 40,5 Milliarden Euro auf rund 36 Milliarden Euro abschmelzen.

Die Finanzreserven der Deutschen Rentenversicherung waren zum Jahresende 2019 auf einen Rekordwert geklettert. Rund 40,5 Milliarden Euro betrug sie, während sie Ende 2018 noch auf 38,2 Milliarden Euro summierte. Die guten Zahlen verdankt die Rentenkasse der - bis dahin - brummenden Wirtschaft. Diese hatte die Beschäftigung und die Löhne steigen lassen. Dadurch seien die Einnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung aus den Beitragszahlungen der Erwerbstätigen auf 222 Milliarden Euro gestiegen: ein Plus von 4,5 Prozent.

Die Summe entspricht rund 1,79 monatlichen Ausgaben. Die Nachhaltigkeitsrücklage der Rentenversicherung muss zwischen dem 0,2-Fachen und dem 1,5-Fachen der Durchschnittsausgaben der DRV in einem Kalendermonat liegen. Damit soll einerseits garantiert werden, dass die Rentenkasse ausreichend Geld hat, wenn Sonderausgaben anfallen oder die Einnahmen nicht wie gewünscht sprudeln. Andererseits darf die Rentenkasse auch nicht zu viel Kapital anhäufen – wird der Wert überschritten, muss sie Rücklagen abbauen.

In den kommenden Jahren sollte die Rücklage planmäßig abgeschmolzen werden. Grund ist auch die doppelte Haltelinie der Großen Koalition: Bis 2024 soll der Beitrag zur Rentenkasse stabil bei 18,6 Prozent bleiben, während das Rentenniveau - stark vereinfacht das Verhältnis der Renten zu den aktuell gezahlten Löhnen - nicht unter 48 Prozent fallen soll. Weil immer mehr Seniorinnen und Senioren in Rente gehen, muss auf diese Reserven zurückgegriffen werden.

Durch die Corona-Krise kommt nun eine außerplanmäßige Belastung auf die Rentenversicherung zu. Die Bundesregierung rechnet mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von mehr als sechs Prozent in diesem Jahr. Betroffen davon sind auch die Sozialkassen. So geht die Bundesagentur für Arbeit (BA) durch die starke Zunahme von Kurzarbeit und die steigende Arbeitslosigkeit für dieses Jahr von einem Verlust von 30,5 Milliarden Euro aus. Auch die Rentenkasse muss mit Einbußen rechnen. Während die Rentenversicherung im Januar (20,3 Milliarden) und Februar (20,2 Milliarden) noch über 20 Milliarden Euro im Monat eingenommen hatte, waren im März lediglich 19,5 Milliarden Euro Beiträge geflossen. Dadurch hatte die Rücklage der Rentenversicherung Ende März noch bei rund 38 Milliarden Euro gelegen.

Wie stark die Einnahmen im April und Mai geschrumpft sind, ist noch nicht bekannt. Für das komplette Jahr rechnet die DRV mit einem Abschmelzen der Reserven auf dann gut 36 Milliarden Euro. Für die Rentenerhöhung in diesem Jahr wird die Entwicklung keine Auswirkungen haben. Ab Juli sollen die Renten in Westdeutschland um 3,45 Prozent raufgesetzt werden. Das Rentenplus im Osten liegt bei 4,20 Prozent. Grundlage für die Anhebung der Altersgelder ist die Entwicklung des Lohns. Die für die Rentenanpassung relevante Lohnsteigerung beträgt 3,28 Prozent in den alten Ländern und 3,83 Prozent in den neuen Ländern.

Für das kommende Jahr könnten Altersrentner Corona-bedingt eine Nullrunde verordnet bekommen. Geht es nach Ökonom Bernd Raffelhüschen dann würde das schon in diesem Jahr passieren. “Wir brauchen ein Rentenmoratorium bis Ende des Jahres”, sagte Raffelhüschen der “Bild-Zeitung”. Dadurch könne die Rentenversicherung bis Ende des Jahres um drei bis vier Milliarden Euro entlastet werden. Je nach Entwicklung solle die Bundesregierung dann entscheiden, ob die Rentenerhöhung einfach später kommt oder ob sie halbiert werden muss.