Plötzlicher Boom: der Zweitmarkt für Lebensversicherungen in Zeiten von COVID-19

Quelle: Gerd Altmann / pixabay.com

Ein weiterer Mythos besagt, der Zweitmarkt sei nicht seriös. Schwarze Schafe tummeln sich überall in der Finanzbranche. Wenn extrem hohe Provisionen und unrealistische Erlöse aus dem Verkauf in Aussicht gestellt werden, sollte Sie das stutzig machen. Denn Vermittler haften im Zweifel finanziell und riskieren ihren guten Namen. Es gibt jedoch klare Kriterien, die Makler und Kunden schützen. Mitglieder des Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) zahlen beispielsweise sofort (nicht in Raten) und halten sich sonst an strenge Regeln.

6. Versicherer haben ein Problem mit dem Zweitmarkt

Hier handelt es sich um ein weitverbreitetes Vorurteil. Die meisten Versicherer kooperieren reibungslos mit den BVZL-Mitgliedern. Viele schätzen die planbaren Zahlungsströme und dass die Police normal weitergeführt wird. Auch wenn die Garantiezinsen der älteren Policen hoch sind: die Reserven wurden hierfür bereits zurückgestellt.

Eine gekündigte Police entpuppt sich hingegen für viele Versicherer oft als Zeitbombe. Denn hier ist ein Markt entstanden, mit Prozessen zur nachträglichen Rückabwicklung der Verträge Geld zu machen. Ärgerlich für die Versicherer ist hier weniger das, was am Ende für den Vertrag bezahlt werden muss, sondern die erheblichen Kosten für die Beschäftigung der Rechtsabteilung.

7. Der Zweitmarkt für Lebensversicherung ist insgesamt ein rückläufiger Markt

Es ist unbestritten, dass klassische Kapitallebensversicherungen als Anlageprodukte weniger attraktiv sind als in früheren Zeiten. Dies gilt jedoch vor allem für neue Verträge und ist deshalb im Zweitmarkt nach wie vor überhaupt nicht zu spüren. So pendelte das Stornovolumen für Lebensversicherung in den letzten 15 Jahren konstant zwischen 11 und 15 Mrd. EUR pro Jahr (aktuell 12,3 Mrd. EUR). Auch das Ankaufsvolumen der Zweitmarktanbieter ist laut BVZL in den letzten Jahren weitestgehend konstant geblieben, liegt aber immer noch weit unter dem Möglichen. Jedes Jahr verschenken deutsche Verbraucher knapp 100 Mio. Euro, weil sie ihre Police kündigen, statt zu verkaufen. Aber das ist ein Thema für ein anderes Mal.

Philipp Kanschik