Altersvorsorge lohnt sich für Geringverdiener kaum?

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Eine Bedingung, dass sich Altersvorsorge dennoch aus Sicht der Sparenden lohnt, wäre, dass der erwartbare Zinsertrag aus Geldanlagen diese Gegenwarts-Vorliebe ausgleicht: Also selbst unter Einrechnung der Inflation kein Wertverlust der Ersparnisse zu erwarten wäre. Ein konstanter Konsum mit dem Alter sei "nur unter der genauen und unwahrscheinlichen Bedingung optimal, dass die subjektive Zeitpräferenzrate dem Realzins entspricht", heißt es in dem Papier.

Doch selbst hierfür sind die Hürden hoch. Die typischen Zeitpräferenzraten: Vorteile, die Verbraucher im aktuellen Konsum sehen - würden bei mehr als 20 Prozent liegen, geben die Verfasser*innen zu bedenken. Als Beispiel wird eine Abfindung für US-Militärs genannt. Sie hatten die Wahl zwischen einer sofortigen Einmalzahlung - oder einer späteren lebenslangen Rente. Letztere sei bis zu einer individuellen Zinsrate zu 16 Prozent günstiger für die Soldatinnen und Soldaten gewesen - dennoch wählten 90 Prozent die einmalige Abfindung.

"Der Markt belohnt keine sicheren Investitionen"

"Der Markt belohnt einfach keine Menschen, die den Konsum verschieben, um durch sichere Investitionen zu sparen", sagt Stanford-Ökonom Shoven gegenüber barrons.com. Und macht zugleich auf eine Grundannahme der Studie aufmerksam: nämlich, dass die Betroffenen ihre Renditechancen mit vermeintlich sicheren Geldanlagen wie Anleihen, kapitalbildenden Lebensversicherungen etc. bestreiten. Folglich würden die Ergebnisse zu vorzeitigen Ausgaben nicht für Rentner mit einer hohen Risikotoleranz oder ausreichenden Ersparnissen gelten, da die potenziellen langfristigen Gewinne aus Anlagen wie Aktien deutlich lukrativer seien, so Shoven.

Darüber hinaus bliebe zu diskutieren, ob und in welchem Umfang spezielle Altersvorsorge-Angebote für Geringverdiener die Thesen der Studie anfechten können. Beispiel Riester-Rente in Deutschland: Aktuell müssen vier Prozent des jährlichen Bruttoeinkommens in einen Riester-Vertrag eingezahlt werden, um die Höchstförderung zu erhalten. Seit Inkrafttreten des Betriebsrentenstärkungsgesetzes bleiben zudem bis zu 200 Euro pro Monat anrechnungsfrei, wenn der oder die Vorsorgende auf staatliche Grundsicherung im Alter angewiesen sein wird. Das Gesetz sollte auch dazu beitragen, den Nutzen der Riester-Rente für diese Zielgruppe zu erhöhen.