Die Rente ist sicher, aber die Grundrente ein Monstrum, sagt Rentenexperte Börsch-Supan

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Trotz eines Arguments gegen hohe Lohnkosten, die Maschinen konkurrierten mit der Arbeitskraft des Menschen, ist eine zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt für den Wirtschaftswissenschaftler kein Grund zur sozialpolitischen Panik. Im Gegenteil: Das Zusammentreffen von einer alternden Gesellschaft und Digitalisierung stellt aus Sicht des Experten sogar eine Art glückliche Fügung dar. Würde doch durch den demografischen Wandel ein Mangel an jungen Arbeitskräften entstehen – dieser aber werde abgemildert dadurch, dass Computer und Maschinen die Arbeit zum Teil übernehmen. Das passt aus Sicht des Volkswirtschaftlers „hervorragend zusammen“.

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Die nicht ausgesprochene Prämisse eines solchen Optimismus freilich besteht in der Annahme, dass Prozesse einer veränderten Arbeitswelt mehr Vorteile als Nachteile für das soziale Miteinander bringen. Denn auch Axel Börsch-Supan gibt zu: Zunächst würden durch zunehmende Digitalisierung Arbeitsplätze wegfallen. Dies betrifft sowohl Industriejobs als auch den Dienstleistungssektor. Jedoch: Neue Jobs und neue Produkte könnten entstehen und den Verlust wettmachen. Allerdings verweigert der Wissenschaftler einen Blick in die Glaskugel: Welche Produkte und Jobs das sind, ließe sich momentan nicht seriös vorhersagen.

Grundrente: Ein „Monstrum“

Hart ins Gericht jedoch geht Börsch-Supan mit der so genannten Grundrente – auf Details zu dieser neu einzuführenden Leistung aus dem Koalitionsvertrag hatte sich die große Koalition im November des zurückliegenden Jahres geeinigt (der Versicherungsbote berichtete). Diese Rente soll all jene belohnen, die bei geringem Verdienst mindestens 35 Jahre in die Rentenkasse der gesetzlichen Rentenversicherung (DRV) eingezahlt haben. Die Grundrente koppelt eine Aufwertung von Entgeltpunkten an Freibeträge, die sowohl für die Grundsicherung als auch für Wohngeld eingeführt werden sollen.

Aus Sicht des Rentenexperten aber hat man damit „ein Monstrum geschaffen“. So wäre das Gesetz „voller Details“, diese wären „noch undurchdacht“. Zwar nennt Börsch-Supan kein konkretes dieser "undurchdachten" Details. Jedoch wurden im Vorfeld bereits mehrere Probleme diskutiert – so verstoßen laut Franz Ruland, dem ehemaligen Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger, die Freibeträge schlicht gegen das Grundgesetz.

Aus Sicht von Börsch-Supan geht zudem der Plan von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), die Grundrente durch Einführung einer Transaktionssteuer gegenzufinanzieren, nicht auf. Zumal Gelder, die in die Grundrente fließen, für die Bildung fehlen. Bildung ist aber eine der wichtigsten Maßnahmen gegen Altersarmut gemäß dem Experten. Denn zum einen befördert Bildung das Entstehen neuer Jobs und Produkte. Zum anderen garantiert höhere Bildung auch ein höheres Einkommen – ein hohes Bildungsniveau der Bevölkerung beugt demnach automatisch der Altersarmut vor. Die 1,5 bis 2 Milliarden Euro aber, die nach jetzigem Stand in die Grundrente fließen, stehen der Bildung dann nicht mehr zur Verfügung. Das Interview des Südkurier mit dem Rentenexperten ist online verfügbar.