Bert Rürup fordert Pflicht aller Bürger zur privaten Altersvorsorge

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Der Finanzwissenschaftler Bert Rürup ist SPD-Mitglied und beriet ab 1982 wiederholt die Bundesregierungen in sozialpolitischen Fragen. Sein wohl bekanntestes Projekt ist die Basisrente, umgangssprachlich nach ihm auch Rürup-Rente benannt. Rein steuerlich gefördert, steht diese Form der Altersvorsorge grundsätzlich allen offen. Es sollte aber ein Instrument schaffen, um Selbstständigen den Aufbau einer Alterssicherung zu ermöglichen.

Die Basisrente entwickelt sich ähnlich behäbig wie ihre Schwester „Riester-Rente“. Rund 4,3 Millionen Selbstständigen stehen aktuell rund zwei Millionen abgeschlossene Policen gegenüber, so geht aus dem Altersvorsorge-Sicherungsbericht der Bundesregierung 2016 hervor. Ein Grund ist, dass Unternehmer oft anders vorsorgen, etwa mit Aktien oder Immobilien: Wenn sie überhaupt eine Altersvorsorge haben. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) verzichten rund 700.000 Unternehmer auf eine ausreichende Vorsorge.

Auch zahlreiche Nachteile der Verträge werden für die eher geringe Verbreitung der Basisrente verantwortlich gemacht, unter anderem von „Finanztest“ und den Verbraucherzentralen: Nachteile, die sich auch Rürup als Berater bei den Gesetzen anrechnen lassen muss. So kann die Rente frühestens ab dem 60. Lebensjahr gezahlt werden, Kapitalauszahlungen sind nicht erlaubt. Auch ist die Rente nicht beleihbar, nicht vererblich und nicht übertragbar: entsprechend unflexibel.

Die Verträge seien oft intransparent gestaltet, bemängelt „Finanztest“ darüber hinaus, speziell, wenn sie keine Beitragsgarantie vorsehen. So sei der Rentenfaktor, mit dem die angesparten Beiträge zu Beginn der Auszahlungsphase in eine Rente übersetzt werden, bei Vertragsbeginn oft unbekannt und unsicher. Viele Anbieter würden zwar einen garantieren Rentenfaktor gewähren — dieser sei aber „lächerlich gering“. Die Sparer müssten folglich fürchten, benachteiligt zu werden.

Kritik an Nähe zu Finanzbranche

Für Kritik sorgte wiederholt die Nähe Bert Rürups zur Finanzindustrie, so dass ihm Interessenkonflikte nachgesagt wurden: unter anderem seine Beziehungen zum umstrittenen Unternehmer Carsten Maschmeyer. Nicht nur war Rürup 2009 als Chef-Ökonom für Maschmeyers Finanzdienstleister AWD tätig, er gründete mit diesem später auch die MaschmeyerRürup AG. Sie beriet osteuropäische Staaten bei der Privatisierung der Altersvorsorge, ist heut aber nicht mehr aktiv.

Bereits während der Reformen unter Gerhard Schröder war Rurüp zudem in Aufsichtsräten und Vorstandsfunktionen tätig - zusätzlich zu seiner beratenden Tätigkeit. Unter anderem war er Aufsichtsratschef bei der Axa Pensionskasse. Er wirkte bis 2009 als Vorstandsvorsitzender des Mannheimer Forschungsinstituts Ökonomie und demographischer Wandel, das wesentlich vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mitfinanziert wurde.