Ex-Allianz-Chef Michael Diekmann: 1,4 Millionen Euro für Aufsichtsrats-Posten

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Wer sich die Situationen bei deutschen Dax-Konzernen anschaut, wird schnell feststellen: Es ist eher die Regel, dass Aufsichtsräte nicht nur ein Mandat besitzen, sondern mehrere. Oft kontrollieren sie darüber hinaus Firmen, die nicht an der Börse notiert sind, und haben Vorstandsposten inne. Das erlaubt die Frage, was die Aufseher da eigentlich genau machen und wie sie die Tätigkeiten zeitlich unter einen Hut bringen.

"Overboarding" nennt sich diese Häufung von Posten und Mandaten. Nach den Regeln des deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK), einem freiwilligem Verhaltenskodex der Bundesregierung für börsennotierte Unternehmen, soll niemand mehr als fünf Aufsichtsratsmandate haben, Chefposten doppelt gezählt. Verbindlich ist die Vorgabe nicht: Wer sie verletzt, muss mit keinen Konsequenzen rechnen.

Es besteht zudem der Verdacht, dass in den Aufsichtsräten ein Klüngel herrscht. Viele jetzige und ehemalige Konzernlenker treffen sich dort, um sich quasi selbst zu überwachen: als "Netzwerke der Macht" bezeichnet folglich die "Süddeutsche Zeitung" Aufsichtsrats-Gremien. Keine gute Ausgangssituation, wenn die Räte doch bei Missständen im Konzern eingreifen und strenge Kontrolle ausüben sollen.

"Zu oft weggeschaut"

Die Situation sorgt selbst bei einigen Konzernlenkern für Unbehagen. "Aufsichtsräte haben oft zu lange weggeschaut, weggehört und geschwiegen", kritisierte Ex-Bahn-Chef Rüdiger Grube in der "WirtschaftsWoche" vor wenigen Monaten den Status Quo in Deutschland. Gerade bei Zukunftsthemen machte Grube eklatante Mängel aus. "In nur 40 Prozent der Kontrollorgane in deutschen Konzernen gibt es Personen mit ausreichend digitaler Expertise", sagte der Manager und berief sich auf eine Studie des Beratungshauses Russel Reynolds. Auch mit Blick auf internationale Märkte fehle es an Kompetenz: ausgerechnet in einer führenden Exportnation.

Da wirkt es fast wie Hohn, dass ausgerechnet der Aufsichtsrat der skandalgeschüttelten Deutschen Bank von der Unternehmensberatung Russel Reynolds mehrfach unter die besten Aufsichtsräte des Dax gewählt wurde oder gar das Ranking gewann. Verhindern konnte das Gremium viele Skandale nicht, aber es ist kein Einzelfall: In jüngster Zeit gab es mehrere Beispiele, wo die Kontrolle in deutschen Firmen nicht wie gewünscht funktioniert hat. Ob Dieselgate, Luxusuhr-Skandal beim DFB oder die umstrittene Monsanto-Übernahme bei Bayer: Die Aufsichtsräte machten oft keine gute Figur.