Focus mit "Top-Makler DVAG" auf dem Irrweg

Quelle: Tumisu@Pixabay.com

Es gibt noch einen zweiten Aufreger, der vielen Versicherungsmaklern nun die Freude vermiest, als TOP-Makler ihrer Region gelistet zu werden. Sie dürfen mit der Bezeichnung TOP-Makler nämlich gar nicht werben. Es sei denn, sie sind bereit 5.000 Euro zu zahlen, um eine Jahreslizenz für das entsprechende Testsiegel zu erwerben. Darüber berichtet aktuell der Rügener Versicherungsmakler Sven Hennig auf seinem Blog.

Schon vor Monaten habe der Focus mehrere Versicherungsmakler angeschrieben und angefragt, ob sie ein Advertorial im Heft schalten wollen, berichtet Hennig weiter. Mit anderen Worten: Werbeanzeigen, die auf den ersten Blick den Eindruck erwecken, ein Heftartikel zu sein. Aber entsprechend als Anzeige gekennzeichnet sein müssen. Genau 13.253 Euro verlangt der Focus für eine ganzseitige Anzeige. Erst einmal keine verwerfliche Sache: Auch der Versicherungsbote bietet Werbekunden sogenannte Advertorials an. Sie sind ein gebräuchliches Instrument des Marketings.

Dennoch bekommt so das gesamte Focus-Ranking ein Geschmäckle. Es besteht nämlich der Verdacht, dass die Redaktion nun erstmals Versicherungsmakler testete, um sich eine neue Zielgruppe für hauseigene Testsiegel und Anzeigen zu angeln: Versicherungsmakler eben. In dem Anschreiben an die gekürten TOP-Makler heißt es: "Profitieren Sie von unserer Expertise und dem Vertrauen von Millionen Menschen in die Marke FOCUS und zeigen Sie ab sofort, dass Sie zu den Besten zählen. Mit dem hochwertigen FOCUS-Siegel verleihen Sie Ihrer Außenkommunikation, z.B. Ihrem Briefpapier oder Ihren Werbeunterlagen den perfekten Schliff". Viele Zeitungsverlage haben eigene Institute gegründet, die keine andere Aufgabe haben, als Journalismus und Marketing zu verknüpfen.

Die NGO "Reporter ohne Grenzen" wertet jährlich aus, worin aktuell die größte Bedrohung für die Pressefreiheit in einzelnen Staaten besteht. In Deutschland ist es nicht Zensur, sondern PR-Journalismus, der daraus resultiert, dass die Medien auf einem hart umkämpften Anzeigenmarkt verstärkt in Abhängigkeit von Werbekunden geraten. “Oft werden kommerzielle Inhalte dabei bewusst nicht als Werbung gekennzeichnet, sondern als journalistische Beiträge getarnt oder mit diesen vermischt, um ihre Glaubwürdigkeit zu erhöhen“, berichtet "Reporter ohne Grenzen". Und warnt: Dem Leser sei es oftmals nicht möglich, zwischen PR und einem journalistisch sauberen Beitrag zu unterscheiden.