Zinszusatzreserve - Gefährliche Überdosis ohne weiteren Kundennutzen

Quelle: Pressefoto Policen Direkt

Für die absolute Mehrheit der Lebensversicherungskunden hat es Priorität, dass der Versicherer auch künftig ausreichend Erträge erwirtschaftet, um die vorhandenen vertraglich garantierten Leistungen ausbezahlen zu können. Das gilt auch für Zweitmarkt-Teilnehmer wie Policen Direkt. Fakt ist, dass die aktuelle Konstruktion der Zinszusatzreserve existenzbedrohend werden kann und von der Realität deutlich überholt ist. Und das sieht nicht zuletzt auch Bafin-Chef Felix Hufeld so. Ohne Kalibrierung werden nämlich erhebliche zusätzliche Reservierungen notwendig, deren zusätzlicher Nutzen für den Versicherten nicht direkt ersichtlich ist, für Versicherungsgesellschaften dafür lebensbedrohlich werden kann.

Die Zinszusatzreserve droht zum Gift zu werden

Wer bei seiner Kritik und Analyse alleine den Marktführer im Visier hat, verkennt die Herausforderungen der überwiegenden Mehrheit des Marktes. Die überdosierte Medizin droht für viele Unternehmen zum Gift zu werden, wenn sie zur Umschichtung vermehrt Bewertungsreserven realisieren und damit auf Zinserträge in den Folgejahren verzichten müssen. Gerade bei steigenden Zinsen steht der zusätzliche Kundennutzen durch weitere Reservierungen in keinem Verhältnis zum zusätzlichen Stress für den Versicherer. Damit dreht sich die Wirkung der ZZR in ihr Gegenteil.

Wer ins Zentrum seiner Betrachtungen tatsächlich den Kundennutzen stellt, sollte priorisieren, was für die künftige Erfüllung der Garantien sinnvoll ist. Für einzelne Gesellschaften kann so tatsächlich auch ein externer Run-off im besten Sinne sein. Denn im Mittelpunkt sollte stehen, dass die Versicherten auch bei veränderten Zinssituation die Ihnen versprochenen garantierten Leistungen erhalten können.

Henning Kühl, Chefaktuar der Policen Direkt-Gruppe. Der Diplom-Versicherungsmathematiker ist Mitglied der Deutschen Aktuarvereinigung DAV und seit 2005 bei Policen Direkt verantwortlich für die Bewertung von Lebensversicherungen. Jährlich prüft er für den Zweitmarkt-Anbieter mehrere Tausend Verträge.