Gewerbeversicherung ist weit von Digitalisierung entfernt

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InsurTechs betreten und verlassen den Markt, Makler setzen vermehrt auf technische Prozessunterstützer und viele Versicherer weiten ihre digitalen Angebote aus. Kurzum: Die Digitalisierung der Versicherungsbranche ist in aller Munde. Und dennoch ist besonders das Gewerbesegment noch weit davon entfernt als digitalisiert zu gelten.

Ein Gastkommentar von Florian Brokamp

Aber wie genau sieht überhaupt ein vollständig digitalisierter Ablauf aus? Von einem digitalen Gewerbesegment kann nämlich erst dann die Rede sein, wenn alle Marktteilnehmer über technische Schnittstellen digital kommunizieren können.

Von der Burg zum Wegbereiter: Schnittstellenausbau für Gewerbeversicherung 2.0

Viele technische Systeme von heute sind ähnlich gebaut wie mittelalterliche Burgen – nichts kommt rein, nichts kommt raus. Dokumente werden händisch per Mail, Fax oder sogar Post verschickt und Anfragen gleichen oft eher stiller Post als direkter Kommunikation. Statt automatisierter Vorgänge muss so fast jeder Schritt manuell vorgenommen werden. Für alle Beteiligten bedeutet dies neben großem Aufwand und langen Wartezeiten auch unnötig hohe Kosten.

Ein Gewinn für die gesamte Branche

Schnittstellen ermöglichen eine direkte und Großteils automatisierte Kommunikation. Von dem verbesserten Verfahren profitieren nicht nur Versicherer und Makler, sondern auch der Kunde. Zu den größten Vorteilen zählen vor allem diese vier:

  • Weniger IT-Aufwand
  • Gesenkter manueller Aufwand
  • Verringerte Prozesskosten
  • Kürzere Wartezeiten und eine schnellere Abwicklung

Tech-Unternehmen als treibende Kraft des digitalen Wandels

Um ein digitales Gewerbesegment Realität werden zu lassen, muss die Branche zukünftig mehr in den technischen Ausbau investieren. Versicherern wie auch Maklern fehlt es hierzu oft jedoch nicht nur an finanziellen Mitteln, sondern auch an technischer Expertise und Kapazitäten. Deshalb sind viele Marktteilnehmer dazu übergegangen, sich einem technischen Intermediär anzuschließen. Konkret bedeutet das: Statt unzählige einzelne Schnittstellen zu bauen, nutzt man die Plattform eines Tech-Unternehmens als Multiplikator. Es muss also nur eine Schnittstelle aufgebaut werden, um Zugriff auf alle Schnittstellen des Multiplikators zugreifen zu können. So profitieren alle Beteiligten und können sich voll auf ihre eigentlichen Stärken konzentrieren. Wer sich diesem Trend verschließt hat entweder tiefe Taschen oder wird auf kurz oder lang den Anschluss verlieren.

Ein Beispiel für eine bereits erfolgreiche Schnittstellen-Kooperation stellt die Allianz dar. Schon heute arbeitet der Versicherer mit dem Tech-Unternehmen Gewerbeversicherung24 zusammen und stellt so seinen Vertriebsprozess digital über eine Schnittstelle allen Partnern von Gewerbeversicherung24 zur Verfügung.

Es gilt also: Um die Branche ins 21. Jahrhundert zu befördern, müssen die Kommunikationskanäle zwischen den unterschiedlichen Systemen – die so genannten Schnittstellen – deutlich durchlässiger werden. So könnte die gesamte Abfolge von Angebotsanfrage bis Schadensmeldung ohne Umwege digital verschickt werden und der Weg wird frei für die Gewerbeversicherung 2.0.