P&R rutscht in die Insolvenz

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Wenn ein Finanzierungsmodell auf ständiges Neugeschäft angewiesen ist, wird auch schnell der Verdacht eines Schneeballsystems laut. Wie ein Schneeball nur wachsen kann, wenn er durch Schnee rollt und neuen Schnee aufnimmt, so ist dieses Finanzierungsmodell darauf angewiesen, immer neue Kunden einzusammeln, die mit ihren Geldern und Provisionen das System stützen. Dass es immer weitergehen kann, liegt aber nicht daran, dass die eingesammelten Kundengelder mit tatsächlichen Werten gedeckt sind. Kommen keine neuen Kunden nach, kollabiert das Modell.

Tatsächlich geriet auch das Neugeschäft von P&R zuletzt ins Stocken. Konnte man im Jahr 2013 noch eine Milliarde Euro an frischem Kapital einsammeln, so waren es im Jahr 2016 nur noch 442 Millionen Euro, berichtet das "Handelsblatt". Und das Verhältnis zwischen gezahlten und eingenommenen Mieten stimmte nicht mehr. Bereits im Jahr 2014 habe man 190 Millionen Euro mehr an die Kleinanleger verteilt, als durch die Endvermietung an Reedereien eingenommen werden konnte. Im Jahr 2015 und 2016 das gleiche Bild: der Fehlbetrag bezifferte sich auf 157 Millionen bzw. 173 Millionen Euro. Ob tatsächlich ein Schneeballsystem betrieben wurde, müsse nun geprüft werden, erklärt Anleger-Anwalt Peter Mattil dem "Handelsblatt".

Neben der sinkenden Nachfrage nach Containern auf dem Weltmarkt belasteten auch ungünstige Wechselkurse das Geschäft des bayrischen Finanzkonzerns. So wurden die teuren Mieten an die Anleger mit dem starken Euro ausgezahlt - die Leasinggesellschaften und Reedereien zahlten aber mit dem schwachen Dollar. Ein Wertverlust schon deshalb, weil sich die Währungskurse für P&R ungünstig entwickelt haben.

Die Container sind noch da

Zu den vorläufigen Insolvenzverwaltern des Container-Giganten und seiner Tochterfirmen hat das Amtsgericht München nun Michael Jaffé und Philip Heinke berufen, beide von der Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte. Sie raten nun den Anlegern zur Ruhe. Denn anders als bei vielen anderen Pleiten auf dem grauen Kapitalmarkt, wo Geld komplett verschwunden ist, sind in diesem Fall tatsächliche Werte vorhanden: Die Kleinanleger besitzen ja die Container. Ziel sei es nun, "erhebliche Mittelzuflüsse aus der fortlaufenden Containervermietung" im Sinne der Anleger zu sichern, heißt es im Juristensprech. Auch sei die Wirtschaftskanzlei PriceWaterhouseCoopers damit beauftragt, Krisengründe und künftige Marktchancen von P&R zu analysieren.

Vermögensberater, Bank- und unabhängige Finanzvermittler könnten haften

Dennoch: Im schlimmsten Fall droht den Anlegern der Totalverlust. Und damit wird sich auch die Frage stellen, ob die Sparer falsch beraten worden sind. Vertrieben haben das Investment nicht nur "200 Hauptvermittler mit insgesamt zirka 2000 Untervermittlern", die direkt für P&R tätig waren, so heißt es. Sondern auch "institutionelle Finanzdienstleister, Vermögensberater, Banken und unabhängige Finanzberater". Darunter Sparkassen, Volksbanken und die Postbank.

Es wird zu klären sein, ob diese Vermittler ausreichend über das Totalverlustrisiko aufgeklärt haben oder wegen Falschberatung haftbar gemacht werden können. Mehrere Verbraucheranwälte werben bereits darum, dass Anleger prüfen, ob sie von den Vermittlern Geld zurückerhalten können. Ihren Rat ließen sich die Vermittler offenbar gut vergüten. Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Verbraucherportals "Finanztip", sagte dem Deutschlandfunk, für solche Containergeschäfte seien bis zu 20 Prozent der Beteiligungssumme als Provision geflossen.