Krankenkasse: Selbstständige mit Beitragszahlungen oft überfordert

Quelle: Meditations@Pixabay.com

Krankenkasse: Die Beitragsschulden von gesetzlich Versicherten sind auf 6,64 Milliarden Euro geklettert und haben sich damit innerhalb weniger Jahre verdreifacht. Vor allem Selbstständige mit geringem Einkommen sind mit den Beiträgen zur Krankenkasse oft überfordert.

Die Beitragsschulden der gesetzlich Versicherten haben einen Rekordstand erreicht. Die offenen Forderungen der bundesweit 113 Krankenkassen lagen zum Jahresende 2016 bei 6,64 Milliarden Euro. Damit haben sich die Außenstände gegenüber 2013 verdreifacht, als noch 2,2 Milliarden Euro offene Forderungen zu beklagen waren. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin „Capital“ (07/2017) und beruft sich dabei auf Zahlen des Bundesversicherungsamtes.

Vor allem Freiberufler mit kleinem Einkommen überfordert

Beim genauen Blick auf die Zahlen zeige sich, dass vor allem Selbstständige mit kleinem Einkommen bei den Kassenbeiträgen oft finanziell überfordert sind, berichtet „Capital“. Sie müssten regelmäßig den Höchstbeitrag von 760 Euro für die Kranken- und Pflegeversicherung zahlen, der normalerweise bei einem Einkommen ab 4.350 Euro fällig wird. Auch den Arbeitgeberanteil müssen sie selbst leisten. Auf die tatsächliche Höhe des Einkommens nehmen die Kassen hier keine Rücksicht.

So entfalle mit 5 Milliarden Euro der Löwenanteil der Schulden in die Kategorie der „freiwilligen Selbstzahler“, zu der vor allem Selbstständige gehören. "Leider steigt die Summe der Beitragsschulden kontinuierlich an, da es Menschen gibt, die ihre Beiträge aufgrund eines fehlenden oder unregelmäßigen Einkommens nicht zahlen können", bestätigte der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, Florian Lanz, gegenüber „Capital“.

Gefahr der Altersarmut - Viele Unternehmer ohne Altersvorsorge

Nicht nur die Kassenbeiträge bereiten vielen Selbstständigen Probleme. Mindestens zwölf Prozent der Freiberufler bzw. 700.000 Personen in Deutschland sorgen auch nicht ausreichend für ihren Lebensabend vor. Das ergab eine repräsentative Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW), für die Zahlen des Mikrozensus 2013 ausgewertet wurden. Der Mikrozensus ist eine repräsentative Haushaltsbefragung der amtlichen Statistik in Deutschland mit 830.000 teilnehmenden Haushalten (der Versicherungsbote berichtete).

Selbst dann, wenn die Betroffenen keinerlei Geld zurücklegen oder Vermögen ansammeln, haben sie im Alter Anrecht auf Grundsicherung von aktuell rund 700 Euro. Das heißt, der Steuerzahler springt für die Versäumnisse der Unternehmer ein. Deshalb sprechen sich nahezu alle Parteien im Bundestagswahlkampf für eine verpflichtende Altersvorsorge von Selbstständigen aus: Union, SPD, Linkspartei, Grüne und FDP haben sich entsprechend positioniert, wenn auch mit Unterschieden in den Details. Das könnte die finanzielle Last der Unternehmer mit kleinem Einkommen weiter erhöhen.

Bedroht von Altersarmut sind laut DIW überproportional Solo-Selbstständige, also Unternehmer ohne eigene Angestellte. Typische Berufe hierbei sind Taxifahrer, Imbiss-Verkäufer, Webseiten-Dienstleister, Friseure ohne Mitarbeiter oder auch freie Publizisten.