DEVK muss in Lebensversicherung stille Reserven anfassen

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Die DEVK Gruppe muss im Jahr 2017 erstmals und im „erheblichen Umfang“ stille Reserven durch den Verkauf von Kapitalanlagen mobilisieren, um die Anforderungen für die Zinszusatzreserve zu erfüllen. Das berichtet der Bonner General-Anzeiger und beruft sich dabei auf Gottfried Rüßmann, Vorstands-Chef des Unternehmens. Grund seien die hohen Garantiezinsen, auf die Lebensversicherungs-Kunden mit Altverträgen Anspruch haben.

Zum Jahresende 2016 bezifferte sich der DEVK-Bestand an stillen Reserven auf rund 500 Millionen Euro, berichtet Rüßmann gegenüber der Regionalzeitung. In diesem Jahr kämen weitere 200 Millionen Euro hinzu. Das sei für eine kleine Lebensversicherung recht viel und deute auf einen großen Bestand hochverzinster Altverträge hin, kommentiert das Bonner Blatt.

Zusätzlicher Sicherheitspuffer für Bestandskunden

Im aktuellen Niedrigzins-Umfeld haben die Lebensversicherer immer mehr Probleme, die hohen Garantiezinsen für ältere Verträge zu erwirtschaften. Deshalb hat der Gesetzgeber sie verpflichtet, mit der Zinszusatzreserve einen zusätzlichen Sicherheitspuffer zu bilden, um auch langfristig die Ansprüche der Kunden bedienen zu können.

Die Zinszusatzreserve muss immer dann gefüttert werden, wenn der von den Gesellschaften erwirtschaftete Referenzzinssatz aus gesicherten Staatsanleihen die Garantien gegenüber den Kunden unterschreitet. Inzwischen haben die Versicherer 45 Milliarden Euro an zusätzlicher Reserve angespart (der Versicherungsbote berichtete).

Dass die DEVK in der Leben-Sparte zu den kleineren Anbietern gehört, lässt sich am Vertragsbestand der beiden Töchter ablesen: 571.213 Verträge hielt der DEVK Lebensversicherungsverein auf Gegenseitigkeit zum Jahresende 2016, was einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent bedeutet. Bei der Allgemeine Leben AG bezifferte sich der Vertragsbestand auf 804.968 Verträge (Vorjahr: 809.087). Die gesamten Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung (ohne Pensionsfonds) sanken im abgelaufenen Geschäftsjahr um vier Prozent auf nun 819 Millionen Euro.

„Kurz- und mittelfristig ausreichende Puffer verfügbar“

„Kurz- und mittelfristig sind ausreichende Puffer verfügbar, um den Rechnungszins und den Aufbau der Zinszusatzreserve zu finanzieren“ heißt es hierzu im DEVK-Geschäftsbericht für 2016. „Bei einem länger anhaltenden Niedrigzinsumfeld auf dem Niveau des ersten Quartals 2017 besteht das Risiko, dass die laufenden Kapitalerträge den Rechnungszins und den Aufwand für den Aufbau der Zinszusatzreserve nicht mehr finanzieren können“.

Diesem Risiko begegne die DEVK mit einer breiten Streuung der Kapitalanlagen über verschiedene Assetklassen (verstärkt zum Beispiel Immobilien und Infrastruktur), Regionen und Laufzeitbänder sowie einer Ausweitung biometrischer Produkte, berichtet die DEVK in ihrem Geschäftsbericht. Der Versicherer rechnet damit, dass der Lebensversicherungsverein auf Gegenseitigkeit 2017 voraussichtlich 99,4 Millionen Euro der Zinszusatzreserve zuführen muss, die Leben AG weitere 98,4 Millionen Euro.

Niedrige Solvenzquoten und Kritik an Solvency II

Die beiden Lebensversicherer der DEVK fielen bereits mit besonders niedrigen Bedeckungsquoten hinsichtlich ihrer Finanzstabilität auf. Entsprechend den Auflagen zum Eigenkapital nach Solvency II, deren Berechnung die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vorschreibt, kam die AG auf eine Bedeckungsquote von 95 Prozent, der Versicherungsverein gar nur auf 85 Prozent. Zahlen, die auf eine niedrige Eigenkapitalausstattung hindeuten. Zum Vergleich: Die Allianz Leben erfüllte 379 Prozent Deckungsquote. Nur aufgrund von Übergangsregelungen, die zum Jahresbeginn 2032 auslaufen werden, erfüllt die DEVK die BaFin-Anforderungen (der Versicherungsbote berichtete).

Laut dem Versicherungsjournal übte DEVK-Chef Rüßmann scharfe Kritik an den Solvency II-Regeln. Der Vorwurf, vereinfacht formuliert: Solvency II bestraft es, wenn ein Versicherer in Niedrigzins-Zeiten auf lukrativere Anlageformen ausweicht, die weniger vom Zins abhängig sind, etwa Aktien. Das gehe aber zu Lasten des Gewinns und der Versicherungsnehmer.

"Wir fühlen uns wohl mit unseren Solvenzbetrachtungen"

„Als Versicherer fühlen wir uns sehr wohl mit unseren Solvenzquoten für die beiden Lebensversicherer, die wir bis 2031 entsprechend entwickeln werden. Jetzt haben wir uns sehr wohl und bewusst für eine wirtschaftliche Betrachtung entschieden anstelle von Solvenzbetrachtungen“, wird Rüßmann zitiert.

Beide DEVK-Lebensversicherer halten effektiv 10,4 Prozent ihrer Kapitalanlagen in Aktien und weitere zehn Prozent in Immobilien, wobei letztere eine Rendite zwischen 3,75 und 4,5 Prozent erbringen, rechnet Rüßmann gegenüber dem Versicherungsjournal vor. Würden die Kapitalanlagen auf ein reines Staatsanleihen-Portfolio umgestellt, könnte die DEVK ihre Solvenzquote auf 286,25 Prozent bzw. 437,7 Prozent mehr als verdreifachen.