Negativzins bedeutet jetzt erstmals, Geld auch für kleinere Kreditnehmer. Die öffentliche Landwirtschaftliche Rentenbank zahlt ihren Schuldnern, Unternehmen der Land- und Forstwirtschaft, bei bestimmten Krediten ab sofort einen Förderzuschuss. Eigentlich wollte die Bank auf den Schuldkonten ihrer Kreditnehmer direkt einem Minuszins buchen, aber die Hausbanken, die die Kredite auszahlen, können technisch keinen negativen Zins verwalten.
Schulden zu haben, das bringt jetzt auch Klein- und Mittelständlern bares Geld. Konnten bisher nur Banken und Konzern von der Europäischen Zentralbank Geld für ihre Schulden dort kassieren (immerhin 0,4 Prozent Bonus auf das geliehene Geld), geht das nun auch für bäuerliche und Forstbetriebe. Deren Förderinstitut, die Landwirtschaftliche Rentenbank, vergibt ab sofort ein glattes Prozent Zuschuss, wenn Bauern oder Forstbesitzer sich dort Geld leihen.
Ein Prozent Bonus auf den Kredit – ernten, ohne zu sähen
„Als Förderbank arbeiten wir nicht profitorientiert, sondern möchten das niedrige Zinsniveau an den Kapitalmärkten an die Endkreditnehmer weitergeben. Hierzu ist unser Förderzuschuss ein einfaches und wirksames Mittel“. Dies sagt Horst Reinhardt, der Chef Rentenbank. Zwar müssen die Kreditnehmer für ihr geliehenes Geld einen Zins bezahlen, aber dieser liegt je nach Kondition unter 1,0 Prozent, der Höhe des Förderzuschusses der Rentenbank. Ernten, ohne zu sähen, würde der Bauer sagen.
Dieser Zuschuss hat rein technische Gründe: Darlehen der Rentenbank werden auf mittelbarem Weg an die Bauern und Forstbetreiber ausgereicht, technisch also über die Hausbank ausgezahlt. Müssten diese Banken allerdings einen Kredit mit Negativzins verwalten, streikte ihre IT, die mit Zinsen unter Null nicht klarkommt. Deswegen zahlen die Schuldner nun einen geringen Zins fürs Geld an die Hausbank. Plus Förderzuschuss, den die Rentenbank direkt an die Kunden auszahlt, verdienen diese unterm Strich bares Geld. Für Schulden.