Rentenversicherung: Neue Rentenpolicen - erstmal alte Schläuche füllen

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Rentenversicherung - Neue Rentenpolicen mit weniger Garantien sollen den Sparern mehr Ertrag liefern. Diese Erwartungen sollen beim Kunden geweckt, wenn sie die als innovativ bezeichneten neuen Renten kaufen. „Öko-Test“ meint, auch die neue Produktwelt lohnt nur für einen: den Anbieter.

Die Zinsen für Renten- und Lebensversicherungen (LV) liegen praktisch am Boden. Wenn das Ratinghaus Assekurata für das Jahr 2016 einen historischen Tiefststand von 2,86 Prozent LV verkündet, dann auch nur deshalb, weil die Versicherer einen 10-Jahres-Zeitraum in die Vergangenheit betrachten. Aber mit jedem neuen Jahr fällt eines dieser „guten Zinsjahre“ weg und ein neues Jahr kommt hinzu: zurzeit mit fast null Zins.

Klassik-Policen mit ein bisschen Garantie (1,25 Prozent auf den Sparanteil der Beiträge) rentieren nach Kosten und Angaben von Assekurata noch mit gut 0,4 Prozent. Sparbuchwerte. Inflation? Nicht gerechnet. Nun sind vor gut zwei Jahren die ersten Versicherer mit Rentenpolicen ohne Garantie auf den Markt gegangen. Weniger Garantien bedeuten weniger Kosten. Mehr Beitragsanteile können am Kapitalmarkt arbeiten, was mehr Ertrag erwarten lässt, so die Theorie.

Öko-Test kritisiert „Übelste Verbrauchertäuschung“

Und wenn dann das Spargeld des Kunden noch in gebührenarme Indexfonds (ETF) fließt, dann klingt das wie eine schöne neue Welt aus geringen Kosten und mehr Zins. „Öko-Test“ hat aktuell Indexpolicen untersucht. Statt scheinbar risikoloser Ertrags-Chance an der Börse fließen die Beiträge auch der neumodischen Produkte erst einmal in den klassischen Topf wie bei den altbekannten Klassikpolicen. Gekauft werden aber zinsarme Bundesanleihen. Lediglich wenn der Versicherer Überschüsse erwirtschaftet, werde dieses Geld in Indexpapiere investiert.

„Öko-Test“ kritisiert, dass Überschüsse nicht unmittelbar in einen DAX- oder Euro STOXX-Indexfonds fließen, sondern die Versicherer „komplizierte und für Laien völlig undurchsichtige Optionsgeschäfte“ sozusagen dazwischenschieben. An den Index-Papieren sollen die Sparer zwar partizipieren. Die Papiere seien aber, so „Öko-Test“, so gestrickt, dass Erträge des Sparers gedeckelt werden, die Verluste dagegen nicht. „Öko-Test“ spricht in diesem Zusammenhang von „übelster Verbrauchertäuschung“.

Ein Beispiel dazu, wie ein Versicherer sein innovatives(?) Produkt selbst einschätzt. Der Musterkunde von „Öko-Test“ ist 30 Jahre alt und spart bis 67 jeden Monat 100 Euro in seiner Allianz PrivatRente IndexSelect. Laut „Öko-Test“ garantiert die Allianz Leben ihrem IndexSelect-Kunden eine monatliche Mindestrente von 130 Euro. Das sind sogar noch 26 Euro im Monat Garantierente (...) weniger als bei ihrem herkömmlichen Klassiktarif. Das „Öko-Test“-Märzheft können Sie hier beziehen.

Quelle: © ÖKO-TEST Verlag GmbH