Ergo: 14.000 Lebensversicherungs-Kunden in Österreich drohen hohe Verluste

Quelle: © AnnA BlaU / Ergo

Ergo: In Österreich kommt eine „Rocket“ genannte Lebensversicherung der Ergo Leben die Anleger offenbar teuer zu stehen. Das Sparprodukt, eine Index-Police, ist mit Anleihen der Österreichischen Volksbanken (ÖVAG) gedeckt, die den Sparern nun offenbar doch nicht die „garantierten“ Zinsen von 4,88 Prozent bringen, sondern Teilverluste der Einlage befürchten lassen. Inzwischen liegen die „Rocket“-Papiere in der Bad Bank der Mutter ÖVAG. Ergo Österreich zeigt sich in der Sache machtlos. Der Verbraucherschutz zeigt sich machtvoll und sammelt klagewillige Kunden ein, um deren Rechte durchzusetzen.

Die Bad Bank der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) heißt Immigon; ein Unternehmen, das bis zum Jahr 2017, so der Plan, Ramschpapiere der Bank abwickeln soll. Darunter befinden sich auch die Anleihen, die nach Angaben der österreichischen Zeitung „Kurier“ rund 14.000 Kunden gekauft haben, mit denen diese „Rocket“-Lebensversicherung der Ergo gedeckt sind. Nun wurden dem Bericht der Zeitung zufolge alle Kunden angeschrieben und ihnen der Rückkauf der Anleihe nahegelegt.

Bis zu 20 Prozent Verlust der Einlage

In Beispielfällen, von denen neben dem „Kurier“ auch das österreichische „Wirtschaftsblatt“ berichtet, müssten die Anleger je nach Laufzeit bis zu 20 Prozent Verlust ihrer Einlage hinnehmen. Im Schnitt, so die übereinstimmenden Meldungen, verlören die Ergo-Kunden im Falle des Rückkaufs knapp sechs Prozent ihrer eingezahlten Gelder. Was Kunden und Verbraucherschützer der Alpenrepublik in Rage bringt, ist die kurze Entscheidungsfrist für die Kunden: Vier Tage nur hätten die Zeit gehabt, das Rückkaufangebot anzunehmen – oder eben nicht.

Kunden sollen rückkaufen- nur vier Tage Überlegungsfrist

Ergo verteidigt die Werthaltigkeit der Rocket-Papiere. Das „Wirtschaftsblatt“ zitiert einen Sprecher des Versicherers: „Die Anleihe hatte ein "A"-Rating, lag also im Investmentgrade-Bereich.“ Für die kurze Frist, die den Kunden zur Entscheidung über den Rückkauf der Papiere gegeben wurde, sei Ergo nicht verantwortlich, sondern die ÖVAG-Bad Bank Immigon, heißt es weiter über Einlassungen der Ergo. Das Unternehmen hat die „Rocket V“-Police in den Jahren 2005 bis 2012 an österreichische Kunden verkauft. Die von der Immigon zum Rückkauf vorgesehenen Verträge enden dem „Wirtschaftsblatt“ zufolge in den Jahren 2018 bis 2018 – wenn sie nicht vorzeitig von den Anlegern liquidiert werden.

Schrottpapiere oder 4,88 Prozent garantiert?

Für die Kunden stand vor Abschluss der Policen in einem Werbeprospekt der Ergo zu lesen: „sichere Veranlagung“ und „sensationelle Garantie-Verzinsung“ von „4,88 % p.a.“. "Auf ein Risiko wurde in dem Prospekt nicht in vergleichbar plakativer Art hingewiesen", zitiert das „Wirtschaftsblatt“ im weiteren einen österreichischen Verbraucheranwalt.

Gegenstand des Investments sind Anleihen der ÖVAG, die auch als Garantiegeber der Papiere angegeben wurde, meldet der österreichische „Kurier“. Heutiger Garantiegeber ist formal die Bad Bank Immigon. Außerdem sei in dem Werbeprospekt angegeben worden, dass die Kapitalauszahlung am Ende der Laufzeit "nach 10 Jahren kestfrei (kapitalertragssteuerfrei; Anmerkung der Red.) in garantierter Höhe" erfolge. In Österreich beträgt die Mindestanlagedauer für steuerbegünstigte Lebensversicherungsleistungen nur zehn Jahre.

Verbraucherschutz wird aktiv

Inzwischen hat sich der österreichische Verbraucherschutz VKI dem nächsten aufkommenden Skandal bei Ergo angenommen, nachdem bereits in der der vergangenen Woche massenweise Abrechnungsfehler bei deutschen Lebensversicherungs-Zahlungen bekannt wurden. Der VKI hat nun begonnen, Kundenfälle zu sammeln. Im Anschluss daran will der Verbraucherverband neben formalen Kriterien der „Rocket“-Policen auch die Art und Weise prüfen, wie die Produkte verkauft wurden.