Berufsunfähigkeitsversicherung ab 2015 deutlich teurer?

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Die Berufsunfähigkeitsversicherung könnte sich für Neukunden ab 2015 deutlich verteuern, warnt aktuell das Analysehaus MLP. Der Grund: Wegen niedriger Zinsen haben die BU-Versicherungen immer mehr Probleme, das benötigte Finanzpolster für Berufsunfähigkeitsfälle aufzubauen. Vor allem jüngere Neukunden müssten sich auf steigende Beiträge in der Berufsunfähigkeitsversicherung einstellen, warnt der Finanzdienstleister.

Berufsunfähigkeitsversicherungen könnten sich ab 2015 deutlich verteuern. Dies berichtet Welt Online (Montag) und beruft sich dabei auf Berechnungen des Finanzdienstleisters MLP. Insbesondere junge Menschen müssten sich auf steigende Beiträge einstellen: 7,6 Prozent mehr könnte eine BU-Versicherung für 20jährige im Durchschnitt kosten. Damit wird eine der wichtigsten Arbeitskraft-Absicherungen für immer weniger Menschen eine Option.

Ursache für Preissteigerungen: Absenkung des Garantiezinses

Ursache für die Preissteigerungen sei die zeitgleiche Absenkung des Garantiezinses für Lebensversicherungen auf 1,25 Prozent. Die Versicherungsanbieter müssen für den Fall der Berufsunfähigkeit ein Finanzpolster aufbauen, das den voraussichtlichen Leistungen entspricht, erklärt Christian Ball, Finanzmathematiker bei MLP, gegenüber Welt Online. Diesen Kapitalstock verzinsen die Unternehmen dann. Je niedriger diese Zinsen sind, desto höher fallen die Beiträge aus, so der Versicherungsexperte.

Was das für die einzelnen Kunden bedeutet, verdeutlicht MLP an Modellrechnungen. 7,6 Prozent mehr Prämie muss demnach ein 20jähriger Neukunde zahlen, der im nächsten Jahr einen BU-Schutz (für eine Monatsrente von 1.000 Euro und Laufzeit bis zum 67. Lebensjahr) abschließt. Ein 30jähriger muss mit einer Preissteigerung um 5,7 Prozent rechnen, ein 50jähriger immerhin noch um 2,0 Prozent. Je länger der verbleibende Versicherungszeitraum ist, desto mehr werden die Prämien voraussichtlich angehoben.

“Preissteigerungen bei der BU sind realistisch“

„Solche Teuerungen bei der BU sind realistisch“, erklärt auch Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BDV). Wegen der schlechteren Verzinsung sei es für die Versicherer schwieriger geworden, das benötigte Finanzpolster aufzubauen. Die Finanzierungslücke werde vor allem auf Neukunden übertragen – bestehende Policen seien nicht betroffen.

Zugleich warnte die Verbraucherexpertin vor Aktionismus. Sie rechnet damit, dass die Versicherungen in den nächsten Monaten verstärkt bei den Kunden um den Abschluss eines BU-Vertrages werben werden, um noch von den günstigeren Beiträgen zu profitieren. Die BU sei mit Jahresprämien von bis zu 1.300 Euro schon jetzt keine günstige Versicherung. Statt schnell einen Versicherungsschutz mit Lücken abzuschließen, ist deshalb eine gute Beratung geboten.

Jeder Vierte von Berufsunfähigkeit betroffen

Aktuell muss ungefähr jeder Vierte seinen Beruf aufgeben, bevor er das Rentenalter erreicht hat. Die Mehrzahl der Menschen (33 Prozent) scheidet aufgrund psychischer Erkrankungen aus dem Erwerbsleben aus, wie die Rentenversicherung berichtet. Zweitwichtigste Ursache sind Rückenleiden bzw. Erkrankungen des Stützapparates.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung besitzen aktuell nur rund 16,9 Millionen Bundesbürger, obwohl die Erwerbsminderungsrente nur eine Teilabsicherung bietet. So mussten im Jahr 2013 zehn Prozent aller Erwerbsminderungsrentner zusätzliche Leistungen aus der Grundsicherung beantragen. Die durchschnittliche Rentenhöhe bei voller Erwerbsminderung betrug 634 Euro, so dass eine Berufsunfähigkeit zu den wichtigsten Armutsrisiken zählt (2011).