Armutsgefährdung nimmt zu

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Obwohl die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland so hoch ist wie noch nie zuvor, sind immer mehr Menschen von Armut bedroht oder dauerhaft arm. Das Armutsrisiko bei 55- bis 64-Jährigen ist sogar deutlich gestiegen. Unter den jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) gilt jeder fünfte als armutsgefährdet. Das geht aus dem "Datenreport 2013. Ein Sozialbericht für Deutschland" hervor.

Deutschland hatte 2012 mit 41,5 Millionen so viele Erwerbstätige wie noch nie. Gleichzeitig war das Arbeitsvolumen niedriger als 1991. Die Zahl der Arbeitsstunden, die jeder Erwerbstätige durchschnittlich leistet, hat in den letzten 20 Jahren kontinuierlich abgenommen. Ein Grund: Immer mehr Menschen arbeiten gewollt oder unfreiwillig in Teilzeit. Zugenommen hat auch die atypische Beschäftigung: 2012 war gut jeder fünfte Kernerwerbstätige (22 %) atypisch beschäftigt - besonders betroffen sind Frauen (33 %), junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren (33 %) und Menschen ohne Berufsabschluss (37 %).

Trotz wachsender Beschäftigtenzahl sind heute mehr Menschen von Armut bedroht. 2011 lag der Anteil armutsgefährdeter Personen bei 16,1 % (2007: 15,2 %). Als arm galt 2011, wer weniger als 980 Euro im Monat zur Verfügung hatte. Bei den 55- bis 64-Jährigen stieg das Armutsrisiko innerhalb von vier Jahren deutlich an: von 17,7 % im Jahr 2007 auf 20,5 % im Jahr 2011. Unter den 18- bis 24-Jährigen galten 2011 bereits 20,7 % als armutsgefährdet (2007: 20,2 %). Gleichzeitig hat die dauerhafte Armut zugenommen. Von den im Jahr 2011 armutsgefährdeten Personen waren 40 % bereits in den letzten fünf Jahren arm. 2000 betrug der Anteil der dauerhaft Armen 27 %.

Die sozial bedingten Unterschiede bei der Gesundheit haben in den letzten 20 Jahren zugenommen. Ein Beispiel: Mehr Frauen und Männer aus der niedrigsten Einkommensgruppe beurteilen heute ihren Gesundheitszustand als "weniger gut" oder "schlecht". Bei Frauen und Männern, die sehr gut verdienen, ist eine gegenläufige Entwicklung zu sehen. Armut wirkt sich auch unmittelbar auf die Lebenserwartung aus. Die mittlere Lebenserwartung von Männern der niedrigsten Einkommensgruppe liegt bei der Geburt fast elf Jahre unter der von Männern der hohen Einkommensgruppe. Bei Frauen beträgt der Unterschied acht Jahre.

Der Datenreport wird herausgegeben vom Statistischen Bundesamt, der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Soziooekonomischen Panel (SOEP) am DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung).