Allianz will DDR-Versicherungsverträge zum Hochwasserschutz verteuern

Quelle: Hans@Pixabay.com (Ausschnitt)

Hausbesitzer im Osten müssen sich auf höhere Kosten einstellen. Die Allianz-Versicherung will rund 15.000 DDR-Altverträge zum Hochwasserschutz verteuern. Für Elementarschäden müssen höhere Prämien und Selbstbehalte gezahlt werden – Wer die neuen Bedingungen nicht akzeptiert, erhält die Kündigung.

Als im Juni die Flüsse Ostdeutschlands über die Ufer traten, da rettete es viele Hausbesitzer, dass in der DDR eine Versicherungspflicht für Elementarschäden bestand. Die Allianz Versicherung hatte 1990 die DDR-Versicherungsverträge übernommen und auch den Schutz gegen Hochwasser mitgeerbt. Nicht immer zum Wohlgefallen des Versicherungsgiganten, denn versichert waren auch Regionen mit hohem Hochwasserrisiko. Bisher wurden alle Schäden zu 100 Prozent ersetzt.

Doch das könnte sich zukünftig ändern. Rund 15.000 Versicherte mit Altverträgen haben jetzt eine sogenannte Änderungskündigung von der Allianz erhalten. In den Neuverträgen werden die Prämien angehoben und ein Selbstbehalt von bis zu 3.000 Euro eingeführt. Betroffen sind jene Privatkunden, deren Haus laut Zürs-System in die Gefahrenklasse drei oder vier eingestuft wurde. Hier ist das Risiko für Überschwemmungen, Rückstau und Starkregen besonders hoch.

Zunahme an Unwetterereignissen

Die Teuerung der Verträge werde notwendig, weil es in den betroffenen Regionen wiederholt zu Hochwassern gekommen sei. Aber damals in der DDR habe man bei der Zeichnung der Verträge keine Risikoeinstufung nach Hochwasserzonen vorgenommen. „Stark hochwassergefährdete Kunden haben keinen Selbstbehalt und werden vom Versichertenkollektiv hochgradig subventioniert“, sagte Allianz- Vorstand Jens Lison dem Versicherungsjournal. Diese Praxis soll nun beendet werden.

Zugleich betonte Lison, man wolle die Kunden nicht verlieren. Deshalb sei das Umstellungsangebot günstiger als für „normale“ Neukunden formuliert worden. Hausbesitzer in der Gefahrenklasse 3 müssen fortan eine Beitragserhöhung um 100 Euro pro Jahr und einen Selbstbehalt von 1.500 Euro im Schadensfall akzeptieren. Wer das Haus in der Gefahrenzone 4 stehen hat, zahlt zukünftig 150 Euro Jahresprämie mehr und wird mit einem Selbstbehalt bis 3.000 Euro zur Kasse gebeten. Die Deckungssummen für die Gebäude bleiben gleich.

Bitter für die Kunden: Wer das Änderungsgebot bis Ende Oktober ausschlägt, der verliert zum Jahreswechsel seinen Versicherungsschutz. Es dürfte den Hausbesitzern dann kaum möglich sein, einen preiswerten Vertrag bei einem anderen Anbieter zu finden. Das Zürs-System der Versicherer wird regelmäßig überarbeitet und schon jetzt sind viele Gebiete Ostdeutschlands als Hochwasserrisikogebiet eingestuft. Wer in Städten wie Grimma oder Magdeburg in Flussnähe wohnt, findet gar keinen Versicherer mehr, der das Haus gegen Elementarschäden absichert.

Noch 450.000 Verträge aus DDR-Zeiten

Nach Informationen der Mitteldeutschen Zeitung besitzen derzeit noch etwa 450.000 Kunden der Allianz eine Wohngebäudeversicherung aus DDR-Zeiten. Diese sind oft sehr günstig und sehen keine Selbstbeteiligung im Schadensfall vor. Von den Teuerungen sind aktuell rund 3 Prozent der Verträge betroffen.

Einen Zusammenhang mit dem jüngsten Hochwasser streitet die Versicherungsgesellschaft ab. Prämien würden für einen längeren Zeitraum kalkuliert, Berechnungen basierten auf langjährigen Schadenserfahrungen. Bereits im Frühjahr hätten Vertreter Kunden angesprochen, um deren Altverträge anzupassen.