Gestern vermeldete die Deutsche Vermögensberatung, Deutschlands größter Strukturvertrieb, stolz die Übernahme von 320 hauptberuflichen Vermittlern. Vorstandsvorsitzende Professor Dr. Reinfried Pohl erklärt dazu: "Es freut mich, dass immer mehr Menschen die großartigen Chancen unseres Geschäftsmodells erkennen. Mit der weitgehenden Übernahme der Vertriebskraft des Außendienstes der Central schaffen wir nicht nur eine neue und sehr attraktive berufliche Perspektive für 320 hauptberufliche Vermittler, sondern weiten die Präsenz unseres Allfinanzangebots für breite Kreise der Bevölkerung aus."

Für die DVAG ist das ein guter Deal. Für die Central Krankenversicherung, immerhin fünftgrößter deutscher Krankenversicherer, ist das ein schwerer Verlust. Zwar hatte man bereits im August vermeldet den Außendienst schließen zu wollen und das Maklergeschäft einzustellen (der Versicherungsbote berichtete: „Central Krankenversicherung macht Außendienst dicht“). Seitdem war es um dieses Thema ruhig geworden. Dafür stand man derzeit vor allem durch teils extreme Beitragsanpassungen im Fokus der Medien – Gute Werbung ist dies nicht. Dabei waren Anpassungen im zweistelligen Bereich auch zuvor keine Seltenheit. In einigen Tarifen wurde um knapp 40 Prozent erhöht. Einige Versicherungsbote-Leser klagten sogar über weitaus höhere Anpassungen.

Doch was steht hinter diesem Wechsel des Außendienstes von der Central zur DVAG? Die Central ist eine direkte Tochter der Generali Gruppe. Diese wiederum ist mit knapp 40 Prozent Großaktionär bei der Deutschen Vermögensberatung. Ein Schelm wer dabei böses denkt – Die Deutsche Vermögensberatung wird sich über gut ausgebildete Verkäufer und neue Kundendaten nicht beklagen. Letztendlich war es Generali-intern ein geschickter Schachzug. Erste Gerüchte über einen Wechsel wurden branchenintern bereits im April diesen Jahres geäußert.

Leider ist der Verzicht auf den Außendienst aber auch ein Zeugnis der verfehlten Tarifpolitik der Central Krankenversicherung. Durch Billigtarife hatte man enorme Zuwächse im Neugeschäft. Diese bargen aber großes Risikopotenzial. Denn gerade in dieser Kundengruppe war die Zahl der Beitragsschuldner und Erkrankten vergleichsweise sehr hoch. Die Hoffnung, viele der Neukunden würden später in einen besseren und teureren Tarif wechseln, erfüllten sich nicht. Damit manövrierte sich die Central selbst in die Problemzone und zog, mit der Schließung des eigenen Außendienstes, nun die Konsequenzen.

Die Übernahme von 320 Außendienstlern durch die Deutsche Vermögensberatung ist zwar löblich, jedoch nicht ganz ohne eigenen Nutzen. Doch was wird aus den restlichen Vertrieblern der Central? Ende 2010 waren immerhin 970 Mitarbeiter im Namen der Central unterwegs. 771 von ihnen waren selbständige Vermittler.


Björn Bergfeld