Ähnlich dem Romanhelden muss es den Kleinanlegern in der letzten Finanzkrise gegangen sein, und ähnlich muss es den Steuerzahlern in der gegenwärtigen gehen. Wer Fuchs und Wolf sind, bleibt dabei allerdings offen: die Regierungen, die Banken, oder am Ende die unbelehrbaren Griechen, die sich derzeit mit Händen und Füßen gegen die Sparbeschlüsse ihrer Regierung zu Wehr setzen. Allein das Ergebnis ist für den sogenannten Steuerzahler in jedem Falle das gleiche. Ungeheure Berge von Geld drohen zu verschwinden oder sind schon verschwunden, ohne dass die Golddukatenbäume in die Höhe wuchsen. Das erzeugt Angst und diese Angst ist mehr als verständlich. Denn schon werden in den Geschäftsindizes die Vorläufer einer kommenden Rezession erkennbar.

Und es ist viel von den Märkten die Rede, die ihr Vertrauen in den Euro und die europäischen Regierungen verloren hätten. Die Ratingagenturen drohen, die Kreditwürdigkeit der Staaten herabzustufen oder haben es schon getan, was die Banken wiederum in die Lage versetzt, die Zinsen der entsprechenden Darlehen zu erhöhen und damit das Wachstum der Staatsverschuldungen noch mehr zu beschleunigen.
Was läuft da falsch?

Es wäre geradezu irrwitzig, einzelnen Völkern, wie zum Beispiel dem griechischen, den Schwarzen Peter zuzuschieben. Sicher gibt es in Griechenland Korruption. Sicher gibt es in Griechenland eine unheilige Verschmelzung von Politik, Wirtschaft und lokalen Entscheidungsträgern. Aber das gibt es in Deutschland auch. Freunde von mir, haben vor Jahren einmal versucht, in Leipzig ein Grundstück zu kaufen, und das gebaren der städtischen Institutionen war mehr als fragwürdig, die Entscheidungen undurchschaubar. Vielleicht würde man so einen Fall heute „griechisch“ nennen. Und ich vermute, dass das kein Einzelfall ist.

Dass Deutschland derzeit besser dasteht, als andere europäisch Staaten liegt an der Größe seiner Volkswirtschaft, einer gewissen Trägheit, ihr Körper kann mehr Deformation vertragen, als der kleinerer anfälligerer Staaten, ohne Krankheitssymptome auszubilden. Auch hier gibt es einen Mangel an demokratischer Kontrolle. Und wenn Banken wirklich geradezu grundlegend für das wirtschaftliche Fortkommen sind, wenn es ihre Aufgabe ist, Investitionen zu ermöglichen, und die Maschine am Laufen zu halten, müssen sie demokratisch kontrolliert werden. Das setzt die ökonomische Bildung des Souveräns, also der europäischen Bevölkerung voraus und entsprechende Institutionen.

Am Ende von Goldonis Roman verwandelt sich Pinocchio übrigens in ein menschliches Wesen, weil er gelernt hat und in diesem Prozess auch Mitmenschlichkeit und Solidarität gezeigt. Niemals mehr würde er sich von Finanzjongleuren übers Ohr hauen lassen.