Versicherer zwischen Green Goals und grauer Realität

Quelle: DALL-E

Nachhaltigkeit bleibt ein zentrales Thema der Versicherungsbranche. Doch bei der Umsetzung offenbaren sich deutliche Spannungen. Besonders in der Kapitalanlage und Unternehmenskommunikation sehen viele Versicherer erheblichen Handlungsbedarf.

Die Ergebnisse der siebten "Status quo"-Befragung des German Sustainability Network (GSN) zeigen ein vielschichtiges Bild zur Nachhaltigkeit in der Versicherungswirtschaft. 35 Versicherer nahmen teil und machten deutlich, dass in den Bereichen Kapitalanlage, Unternehmenskommunikation und Risikomanagement weiterhin der größte Handlungsdruck besteht.

Spitzenreiter bei den To-dos ist erneut die Kapitalanlage. 86 Prozent der Unternehmen sehen dort erheblichen Nachholbedarf. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber der letzten Erhebung. Auch die Unternehmenskommunikation erlebt ein Bedeutungsplus: Besonders im ersten Quartal steigt dort regelmäßig der Handlungsdruck. Das könnte vermutlich an den alljährlichen Berichtszyklen liegen.

Dagegen zeigen sich in IT und Schadenmanagement wenig Dynamik. Beide Bereiche bilden mit jeweils nur 39 Punkten das Schlusslicht des Handlungsindexes. Hier scheint die Dringlichkeit weniger stark wahrgenommen zu werden.

Personalmangel und Transformation im Schneckentempo

Die Zahl der Mitarbeiter, die sich schwerpunktmäßig mit Nachhaltigkeit befassen, ist leicht gestiegen: Durchschnittlich 6,91 Full-Time Equivalent bzw. Vollzeitäquivalent (FTE) arbeiten an den Themen. Allerdings würden 78 Prozent der Versicherer keinen weiteren Ausbau planen. Dies dürfte ein Grund sein, warum die nachhaltige Transformation insgesamt nur langsam voranschreitet. Zwar melden mittlerweile 61 Prozent der Häuser einen Fortschritt von mindestens 50 Prozent. Der große Wurf ist derweil aber noch nicht gelungen.

Bei der Regulierung herrscht weiterhin Unmut. Drei Viertel der Unternehmen halten die ESG-Vorgaben für überzogen. Zudem zweifeln viele an der Praxistauglichkeit. Immerhin 69 Prozent bewerteten diese negativ. Auch wenn sich hier leichte Entspannungen abzeichnen, bleibt die regulatorische Belastung hoch.

Ein überraschendes Ergebnis liefert die Frage nach den politischen Entwicklungen in den USA. 31 Prozent der befragten Versicherer erwarten direkte Auswirkungen auf das eigene Haus. Das gilt besonders in der Kapitalanlage und im Risikomanagement. Fast die Hälfte zeigt sich in dieser Frage jedoch unentschlossen, was die allgemeine Verunsicherung unterstreicht.

Die größten Herausforderungen für das laufende Jahr sehen die Versicherer in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Aber auch die Integration von ESG in die Versicherungstechnik und IT sowie Biodiversität stehen weit oben auf der Agenda. Hier gibt es aber auch teilweise noch Zurückhaltung.