Der digitale Versicherer Lemonade wird seine Policen künftig auch in Deutschland anbieten. „Wir steigen ab Dienstag in den deutschen Markt ein und bieten den Verbrauchern die Möglichkeit, im Handumdrehen, jederzeit und von jedem Gerät aus eine Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung abzuschließen“, sagte Lemonade-Co-Gründer Daniel Schreiber dem "Handelsblatt".

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Das Insurtech wurde 2015 in New York gegründet und verkauft seit Herbst 2016 digitale Policen. Nach eigenen Angaben habe Lemonade 500.000 Versicherungen an den Mann gebracht. 2018 lag der Umsatz des jungen Unternehmen bei 57 Millionen US-Dollar (50 Millionen Euro). In diesem Jahr solle die Marke von 100 Millionen Dollar (88 Millionen Euro) geknackt werden.

Die Ziele des Online-Versicherers sind angesichts des investierten Kapitals fast überschaubar. Denn allein in der letzten Finanzierungsrunde hatte Lemonade knapp 300 Millionen Dollar (265 Millionen Euro) Euro eingesammelt. In der so genannten D-Runde waren Softbank und Google die Hauptgeldgeber. Über alle Finanzierungsrunde seien inzwischen rund 480 Millionen Dollar (424 Millionen Euro) in die Kriegskasse gespült worden. Zu den Geldgebern zählen mit der Münchener Allianz und Axa auch zwei prominente Versicherer.

Lemonade arbeitet mit Axa zusammen

Ähnlich wie der digitale Wettbewerber One hat Lemonade keine Lizenz von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Während die Wefox-Tochter One eine Lizenz von der Liechtensteiner Finanzmarktaufsicht (FMA) hält, kommt die Erlaubnis für Lemonade von der niederländischen Aufsicht. Denn der digitale Versicherer will den deutschen Markt von Amsterdam aus erobern. Zunächst sollen Hausrats- und Haftpflichtversicherungen angeboten werden. Dabei solle auf einfache Bedingungen Wert gelegt werden. Rückversicherer für die Produkte ist der französische Versicherer Axa.

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Generell legen die Gründer Daniel Schreiber und Shai Winninger den Fokus auf digitale Arbeitsabläufe. So ist Lemonade beispielsweise für seine Kunden via Smartphone-App erreichbar. Aber auch künstliche Intelligenz spielt eine wichtige Rolle. Aber auch Verhaltenspsychologie machen sich die Gründer zu Nutze. So fanden Studien heraus, dass, wenn ein Kunde bei der Schadenaufnahme ein Selfie-Video machen muss, die Wahrscheinlichkeit deutlich sinkt, dass er die Unwahrheit sagt und etwa Versicherungsbetrug begeht. Also fügten sie dieses Feature in ihren Prozess mit ein. Mit Dan Ariely ist zudem einer der anerkanntesten Verhaltensforscher mit an Bord. Überdies hat der neue Marktteilnehmer einen weiteren spannenden Ansatz: Denn ein Teil des Gewinns fließt an wohltätige Organisationen.

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