Vom Paulus zum Saulus? So könnte man die Geschichte des früheren Star-Investoren Malte Hartwieg zusammenfassen. Nach eigenen Angaben hat er innerhalb weniger Jahre mit seiner Firma Dima24 Anlageprodukte im Wert von 2,3 Milliarden Euro vermittelt. Für Wirtschaftszeitungen war er ein gefragter Kommentator in Sachen Geldanlagen. Doch nun steht er im Verdacht, die Anleger mit einem Schnellballsystem um 300 Millionen Euro betrogen zu haben – seit 2014 ermittelt die Staatsanwaltschaft München gegen ihn. Der Vorwurf lautet auf Betrug, Untreue und Geldwäsche. Seine Firmen mussten Insolvenz anmelden.

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„Ich habe nicht einmal eine Krankenversicherung!“

In einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ hat sich Malte Hartwieg nun zu den Betrugsvorwürfen geäußert. Dabei weist er jede Verantwortung von sich. Gerüchte, wonach er und seine Frau sich mit Kundengeldern aus Deutschland abgesetzt hätten und untergetaucht seien, würden nicht zutreffen, wird Hartwieg zitiert. Er habe zuletzt auf Mallorca gelebt und sei dort auch gemeldet gewesen.

„So schlimm und ärgerlich es für alle Beteiligten ist, in dem Spiel gibt es keine Gewinner. Ich bin auch kein Gewinner“, so Hartwieg laut "Welt". Von dem, was er einmal besessen habe, sei ihm heute nur eine Tasche mit Anziehsachen geblieben. „Ich habe nicht einmal mehr eine Krankenversicherung“.

Den Anschuldigungen will sich Hartwieg nach eigenem Bekunden bis zur letzten Konsequenz stellen: „Ich bin auch bereit ins Gefängnis zu gehen“. Er verlange aber ein faires Verfahren, sagte er in dem Interview. "Dann muss mir schon bewiesen werden, dass ich etwas Schlechtes gemacht habe."

Wo sind die Anlegergelder? „Das wüsste ich auch gern!“

Wo aber sind die vielen Kundengelder verblieben, die Hartwiegs Firmen-Imperium eingesammelt hat? Immerhin 300 Millionen Euro gelten als verschollen. In dem Interview sagte Hartwieg nun, er wisse selbst nicht, wo das Geld abgeblieben sei: Das müsse sein Geschäftspartner Christian Kruppa beantworten. Er sei ein reiner Geldeintreiber gewesen. Damit widersprach Hartwieg den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die ihn und Kruppa für Komplizen hält, die alles von langer Hand geplant hätten.

Milliardengelder für "Blindpool"-Geschäfte

Hartwieg kontrollierte mehrere Emissionshäuser, die Kapital in Form geschlossener Fonds einsammelten. Die Fonds investierten in Genussrechte, doch Details zu den Investitionsvorhaben wurden den Kunden zunächst vorenthalten. Es handelte sich um hierbei um sogenannte Blindpool-Geschäfte, bei denen der Anleger nicht genau erfährt, in welches Objekt der Fonds genau investieren will und was die Investitionsziele sind. Angeblich sollten die Gelder in Projekte wie Biodiesel-Raffinerien und Betonwerke in Staaten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Dubai fließen.

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Die Ermittler glauben aber, dass die Gelder gar nicht erst in die angegebenen Objekte geflossen sind. Tatsächlich, so lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, sollen Hartwieg und seine Geschäftspartner mit Hilfe von Mittelsmännern Millionen in die eigenen Taschen gewirtschaftet haben. So handelte es sich bei den Investitionsobjekten zumeist um Offshore-Firmen, die erst kurz vor Ausgabe der Genussrechte gegründet worden waren. Erwin Beran, der ehemalige Geschäftsführer von Hartwiegs Firma "Euro Grundinvest", soll nach Recherchen von Wallstreet Online sogar als Fahrer für Hartwieg gearbeitet haben.

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