Zählt man nur die Trophäen, ist das Traditionsduell Rapid Wien gegen Austria zugunsten der Grün-Weißen entschieden. Stolze 32 Meisterschaften sammelte Rapid bisher, und einmal, zu Zeiten des Nationalsozialismus, wurde der Arbeiterklub aus dem Wiener Ortsteil Hüttelsdorf sogar Deutscher Meister. Immerhin konnte sich die Austria auch bereits 24mal als Meister feiern lassen – und nun einen kleinen Sieg beim Crowdfunding davontragen.

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Beide Traditionsvereine planen aktuell einen Stadionumbau, und beide haben ihre Fans gebeten, sich mittels Crowdinvesting finanziell daran zu beteiligen. Dabei gelang es der Austria im Mai, innerhalb von nur eineinhalb Tagen 1,5 Millionen Euro von ihren Fans einzusammeln.

Konkurrent Rapid brauchte hingegen eine ganze Woche für seine erste Million, so berichtet der Standard. Und wenn der Rekordmeister auch zwei Monate sammelte, bis das Investitionsziel im Februar erreicht war, so hat er doch mehr Fan-Geld auf dem Konto: stolze drei Millionen Euro holte Rapid per Schwarmfinanzierung.

Klubs leihen sich Geld von Fans – über Nachrangdarlehen

Österreichs Fußballklubs leihen sich Geld von ihren Fans – über Nachrangdarlehen. Möglich macht es eine Gesetzesänderung. Seit dem 1. September 2015 hat die Schwarmfinanzierung in der Alpenrepublik einen neuen rechtlichen Rahmen: das sogenannte Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG).

Mit Inkrafttreten des Gesetzes wurden die regulatorischen Anforderungen an alternative Geldanlagen in Österreich abgesenkt. Ein vollwertiges Kapitalmarktprospekt für Kleinemissionen, das alle Risiken und Anlageziele auflistet, muss seitdem erst ab fünf Millionen Euro an Kunden ausgegeben werden, ein Informationsblatt ab 100.000 Euro.

So will Österreich erreichen, dass Start-ups und kleine Unternehmen leichter bei Geldgebern um Kapital werben können. Das hat auch mit der Zurückhaltung der heimischen Banken zu tun, die sich scheuen, Kredite an Jungunternehmer zu vergeben:

Herbert Rohrmair-Lewis, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft Österreich, klagte im Sommer 2015 gegenüber dem Wirtschaftsblatt, noch immer sei „völlig ausgeschlossen“, dass Start-ups „über eine Bank zu Geld kommen. Derartige Finanzierungen gelten nach wie vor als hoch riskant, obwohl zahlreiche erfolgreiche Jungunternehmer das Gegenteil beweisen.“ Hier will das AltFG einen Beitrag leisten, dass Firmengründer sich über alternative Anlagemodelle Geld beschaffen können.

Totalverlustrisiko nicht ausgeschlossen

Die größten Profiteure des neuen Gesetzes sind bisher die altehrwürdigen Traditionsvereine Wiens. Knapp 1.500 Investoren haben der SK Rapid die Rekordsumme von 3 Millionen Euro beschert – nie zuvor wurde in Österreich per Crowdfunding so viel Geld eingenommen. Insgesamt 53 Millionen Euro soll der Ausbau der neuen Allianz-Arena kosten. „Wir wollen die Zinsen für die Kredite lieber unseren Fans zahlen als den Banken“, erklärte der Klubpräsident, Michael Krammer.

Auch die Zahlen bei der Austria können sich sehen lassen: 600 Investoren beteiligten sich mit einer durchschnittlichen Investitionssumme von 2.500 Euro. Die Heimstätte Generali-Arena soll modernisiert, das Fassungsvermögen von 14.000 auf bis zu 17.500 Zuschauer erweitert werden.

Doch für die Fans birgt das Finanzierungsmodell Risiken. Das Ausfallrisiko ist beim Nachrangdarlehen bereits im Namen enthalten. Im Falle einer Insolvenz des Unternehmens erhalten die Darlehensgeber ihre Zahlung nachrangig, also erst, wenn alle anderen Gläubiger ausgezahlt worden sind. „Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen“, heißt es unmissverständlich auf der Webseite von Rapid Wien.

Höhe der Verzinsung ist auch erfolgsabhängig

Geht alles gut, können die Fans auf eine hohe Verzinsung ihres Darlehens hoffen. Die Wiener Vereine versprechen ihren Fans und Anlegern mindestens 2,5 Prozent feste Basiszinsen pro Jahr bei einer 7jährigen Laufzeit. Abhängig vom sportlichen Erfolg der Vereine, also Meisterschaft, Pokal oder Erreichen eines internationalen Wettbewerbs, kann diese Verzinsung auf über acht Prozent im Jahr klettern (siehe Grafik: Beispiel Rapid Wien für Europa- und Champions-League).

Basis- und Bonuszinsen des Rapid_Nachrangdarlehens mit 5jähriger, 7jähriger und 9jähriger Laufzeit: Bei sportlichem Erfolg gibt es Extrazins. Quelle: skrapid.conta.at

Qualifiziert sich beispielsweise ein Verein für die Gruppenphase der Champions League, gibt es stolze 4,0 Prozent Zinsen für die Saison obendrauf - freilich blieb das in den letzten Jahren für den Österreichischen Fußball ein Wunschtraum. In der Saison 2015/16 scheiterte Rapid knapp in der letzten Qualifikationsrunde für die Königsklasse an Schachtjor Donezk, nachdem man zuvor immerhin Ajax Amsterdam ausgeschaltet hatte. In der Europa League erreichte der Verein die Zwischenrunde und schied gegen den FC Sevilla aus - das hätte für Fans immerhin einen Bonuszins von einem Prozent bedeutet.

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