Wer online geht, der begibt sich in Gefahr. Mail- und Social-Media-Konten können gehackt werden, Bankkonten geplündert, Festplatten verseucht und Computer fremdgesteuert. Und wenn fremde Personen im Netz falsche Beschuldigungen verbreiten, ist der Ruf schnell ruiniert – selbst, wenn die Vorwürfe gar nicht zutreffen. „Das Netz vergisst nicht“, lautet eine oft gebrauchte Floskel.

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Umso erstaunlicher ist es, dass die Versicherer erst spät begonnen haben, spezielle Policen für private Internetrisiken anzubieten. Den Anfang machte 2012 in Deutschland die Arag mit ihrer sogenannten Web@ktiv-Versicherung. Aber die Zurückhaltung hat gute Gründe: Selbst die Versicherer können nicht genau beziffern, wie hoch ein Internet-Schaden ausfallen kann. Man stelle sich nur einmal vor, ein privater Account wird missbraucht, um das Album eines Künstlers bereits vor dem Veröffentlichungstermin zu verbreiten! Oder um den eigenen Chef zu verunglimpfen.

Oft ein bunter Mischmasch an Leistungen

13 aktuell erhältliche Internet-Versicherungen hat das Verbrauchermagazin Öko-Test für das Heft Juni 2015 untersucht. Und festgestellt, dass die Tarife grundsätzlich schwer zu vergleichen sind. Oft bieten sie nämlich ein Potpourri verschiedenster Versicherungslösungen, setzen sich etwa aus einem Haftpflicht-, Rechtsschutz- und Vermögensschadenbaustein zusammen.

Dies ist auch der erste Nachteil der Cyber-Policen. Viele Risiken, die versichert sind, werden durch andere Sparten bereits abgedeckt. Und das sogar oft besser und umfangreicher. Auch die private Haftpflichtversicherung zahlt etwa bei einem Großteil der Schäden, die durch Online-Kommunikation entstehen. Internetschutz ist in Haftpflicht-Policen längst Standard am Markt, denn er ist in den Musterbedingungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) enthalten. Kunden mit einem älteren Tarif sollten lediglich prüfen, ob sie ihren Schutz updaten müssen.

Ein weiterer Schwachpunkt: Vermögensschäden durch illegale Abbuchungen sind in vielen Internet-Versicherungen gleich gar nicht mitversichert, während Premium-Tarife von Hausratversicherungen oft bis 1.000 Euro leisten. Hier gilt es, genau hinzusehen – und sich notfalls beraten zu lassen.

Cyber-Policen bieten Mehrwert bei Vermögensschäden

Doch Öko-Test weiß auch Positives zu berichten. Sinnvoll seien z.B. Tarife, die sich wie R+V-InternetschutzPolice oder der FinanzSchutz von Cosmos Direkt auf die Erstattung von Vermögensschäden beschränken. So gibt es bei der R+V bis zu 10.000 Euro Schadenersatz, wenn ein Kauf oder Verkauf über das Internet platzt. Und der FinanzSchutz der Cosmos Direkt versichert illegale Abbuchungen vom Bankkonto bis 10.000 Euro – deutlich mehr als eine Hausratversicherung. Hier gilt es allerdings zu bedenken, dass bei illegalen Buchungen oft auch die Bank haftet und den Schaden ersetzen muss. Und dass der Versicherungsschutz mit über 100 Euro Jahresbeitrag in der Regel recht teuer ist.

Auch andere Leistungen können sinnvoll sein. Einige Versicherer zahlen bis zu 3.000 Euro für die Rettung von Daten, die von Viren oder Trojanern beschädigt worden sind. Oder sie versprechen, rufschädigende Inhalte aus dem Netz zu löschen – wenn der Service auch nur bis zu einer Höchstsumme von 1.000 Euro gilt. Hier sollte bedacht werden, dass der entstehende Schaden oft deutlich darüber liegen kann. Private Nacktfotos, die aus einem gehackten Handy gestohlen werden und im Netz auftauchen, drohen zum Beispiel eine Karriere zu ruinieren.

Kann man also Internet-Versicherungen empfehlen? Die Antwort lautet "Jein". Die Absicherung von Vermögensschäden macht Sinn, ist aber in der Regel auf einen bestimmten Höchstbetrag beschränkt. Und viele Risiken sind bereits über andere Policen abgesichert oder derzeit schlichtweg nicht versicherbar. Wer eine gute Privathaftpflicht-, Hausrat- und Rechtsschutzversicherung hat, profitiert bei vielen Delikten bereits von einem Grundschutz. Private Cyber-Versicherungen sind auch für die Versicherungsbranche noch „Neuland“. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Policen zukünftig entwickeln und ob sich der Leistungskatalog erweitern wird.

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Die getesteten Policen:

  • Digital Life Protect - alle 3 Bausteine BNP Paribas Cardif
  • Digital Life Protect - Einkaufsschutzbrief BNP Paribas Cardif
  • Digital Life Protect - Identitäts- und Reput.schutzbrief BNP Paribas Cardif
  • Digital Life Protect - Rechtsschutzbrief BNP Paribas Cardif / NRV
  • FinanzSchutz CosmosDirekt
  • Internet- Rechtsschutz Jurpartner
  • Janitos Versicherung Best Selection mit Onlineschutz Janitos / Inter Partner Assistance / AXA Assistance
  • Premium DEVK
  • R+V- InternetschutzPolice R + V
  • Web@ktiv ARAG
  • Web@ktiv plus ARAG

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