Vorwürfe über Verzögerungen oder gar Verweigerungen bei der Schadenregulierung durch Versicherungsunternehmen zogen sich in den letzten Monaten verstärkt durch die Medien. Das machte das BMJ auf das Thema aufmerksam. Es forderte von Landesjustizverwaltungen und mehreren Verbänden eine Einschätzung zur aktuellen Regulierungspraxis. Die Ergebnisse der Recherchen durch den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) sollen nun das Gegenteil beweisen: eine schnelle Leistungserbringung, hohe Zufriedenheit und geringe Beschwerde- und Prozessaufkommen seien Realität in der Versicherungsbranche.

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Die durchschnittliche Prozessquote liegt sogar bei deutlich unter einem Prozent, das ergab die Branchenstatistik auf Grundlage der Jahre 2009 bis 2011. Nur bei 0,63 Prozent aller gemeldeten Schäden kommt es zu einem Verfahren, wobei 30 Prozent mit einem Vergleich enden. In 22 Prozent der Urteile wird sich dabei gegen den Versicherer entschieden. Zwei Prozent der Berufsunfähigkeitsfälle werden vor Gericht verhandelt. Bei rund 15 Prozent davon wird sich gegen die Gesellschaften entschieden. Hier endet sogar Hälfte der Verfahren mit einem Vergleich.

Besonderheiten gelten nur bei Personenschäden. Die Prozessquote der Kfz-Haftpflichtversicherung liegt bei 6,0 Prozent und die der allgemeinen Haftpflichtversicherung bei 5,4 Prozent. Gerade schwere Verletzungen können eine längere Bearbeitungszeit zur Folge haben, Konflikte seien aber die Ausnahme. Schaden- und Leistungsbearbeitung funktionieren laut Zahlen und Fakten also gut und auch der Rechtsrahmen habe sich bewährt. Es existiere demnach kein Grund, ein Gesetz zur Schadensregulierung durchzusetzen. Laut Maklermeinungen unterscheide sich allerdings die Regulierungspraxis je nach Unternehmen.

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Zusätzlich zu den geringen Prozessquoten ist das Beschwerdeaufkommen bei Ombudsmann zurückgegangen und auch die Ergebnisse von regelmäßigen Kundenbefragungen fielen zuletzt immer positiv aus. Bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht liegen die Beschwerden lediglich im Promillebereich. Außerdem werden den Kunden Leistungen in einem beträchtlichen jährlichen Umfang geboten. 44 Milliarden Euro wurden im Vorjahr in der Schaden- und Unfallversicherung eingesetzt und rund 76 Milliarden Euro in der Lebensversicherung. Den Wunsch des BMJ sieht der Branchenverband GDV als Chance für mehr Transparenz in der Versicherungsbranche.

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