Reinhold Schulte verwies auf die Bedingungen unter denen der Pflege-Bahr startete: Zum Jahresbeginn musste die komplette PKV-Tarifwelt grundlegend auf Unisex-Kalkulation umgestellt werden. Gleichzeitig sei mit dem Pflege-Bahr eine völlig neue Produktgeneration gestartet. Doch deren Kalkulationsgrundlagen lagen erst am 4. Januar als Rechtsverordnung vor, so Schulte.

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Bis Ende Mai hätten bereits 125.000 Menschen einen Fördertarif abgeschlossen; aktuell kämen jeden Tag etwa 1.000 Anträge hinzu. Das geht aus einer Sonderumfrage unter den Mitgliedsunternehmen hervor.

Daten aus dieser Erhebung belegen auch, so Schulte, dass die geförderte Pflegezusatzversicherung besonders stark von jungen Leuten im Alter zwischen 25 und 35 Jahren abgeschlossen wird. 40 Prozent aller Anträge würden auf diese Altersgruppe entfallen. Insgesamt seien 56 Prozent derjenigen, die einen Pflege-Bahr-Tarif abschließen, jünger als 50 Jahre.
Das erklärte Ziel der Bundesregierung, auch junge Leute zu mehr Vorsorge zu bewegen, werde erreicht.

Als nicht nachvollziehbar bezeichnete Schulte die Testkriterien einiger Verbrauchermagazine. „Wenn als Testmaßstab eine Art Vollkasko-Schutz in der Pflege angelegt wird, dann hat dies mit der Realität nichts zu tun“, so Schulte. Es sei niemals die Absicht der Politik gewesen, eine Pflege-Vollkaskoversicherung zu schaffen; weder in in der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung noch in der geförderten Pflegezusatzversicherung.
Der PKV-Verband-Vorsitzende verwies darauf, dass ein solcher Vollkasko-Schutz auch nicht nötig sei. Die meisten Bürger verfügen im Alter über einen Rentenanspruch, oft noch zusätzliche Alterseinkünfte aus Betriebsrenten, die einen großen Teil seines Lebensunterhalts abdecken, selbst bei der schwersten Pflegestufe III. Ziel der geförderten Pflege-Vorsorge ist, dabei zu helfen, dass keine unlösbare Vorsorge-Lücke entsteht.

Würden in Tests lediglich Tarife für 45-Jährige und 55-Jährige betrachtet werden, führe das zu schiefen Ergebnissen, weil ausgerechnet jene Jahrgänge ausblendet werden, die bei einem frühen Versicherungsbeginn wesentlich höhere Leistungen erhalten.
Werden zudem in einem Test zwei Tarife verglichen, von denen der ungeförderte 55 Euro und der andere 19 Euro im Monat kostet, sei klar, dass der teurere Tarif auch mehr leistet.
Es werde weiterhin die Möglichkeit bestehen, Tarife mit Höchstleistungen abzuschließen; das mache jedoch die staatlich geförderte Pflege-Vorsorge nicht schlecht. Sie richte sich an völlig andere Zielgruppen, so Schulte und biete auch jenen einen Einstieg in die Pflege-Vorsorge, die sich 55 Euro im Monat gar nicht leisten könnten. Zudem bestehe für die Versicherten die Möglichkeit, Leistungen mit Zusatzbausteinen aufzustocken.

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Die geförderte Pflegezusatzversicherung schaffe eine doppelte solidarische Absicherung, so Reinhold Schulte. Zum einen stehen die Gesunden für die Kranken ein – zum anderen sorgt jede Generation für ihr eigenes Pflegerisiko kapitalgedeckt vor, damit diese Finanzlast nicht den kommenden Generationen aufgebürdet wird.

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