Über das weitere Schicksal der Privaten Krankenversicherung (PKV) wird an einem Sonntag entschieden. Genauer: Am Sonntag, den 22. September 2013, dem Tag der Bundestagswahl. Das ansetzende Getöse um die Stimme des Bürgers gibt allerdings schon jetzt einen Vorgeschmack um das offensive Werben für das Für und Wider der PKV. Eine Auswirkung der öffentlichen Diskussion um die PKV lässt sich bereits jetzt festmachen: Viele Menschen sind verunsichert, die Unternehmen versuchen mit neuen Tarifen händeringend vom Bild des gesunden und wohlhabenden Kollektivs wegzukommen. Die bisherigen Zahlen sowie der prognostizierte Ausblick in der PKV dürften allerdings erst einmal für tiefere Sorgenfalten in der Assekuranz führen.

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Sorgenkind Vollversicherung

So sehen sich die Unternehmen einem drastischen Rückgang der Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate gegenüber. Kein einziges Unternehmen erwartet für die kommenden sechs Monate eine Verbesserung im Geschäftsverlauf. Insbesondere in der Vollversicherung hat sich das Geschäftsklima deutlich eingetrübt.

Zu diesem für die Branche kritischen Ergebnis gelangt das ifo Institut für Wirtschaftsforschung München. Im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) ermitteln die Wirtschaftsforscher quartalsweise die Geschäftslage, die Erwartungshaltung sowie das Geschäftsklima in der Assekuranz. Laut GDV beteiligen sich rund 80 Prozent der Marktes an der Umfrage des Institutes, so dass die Ergebnisse in hohem Maße als repräsentativ gelten können.

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„Die Stimmung in der Privaten Krankenversicherung scheint damit auch auf die zunehmende Unsicherheit im gesundheitspolitischen Umfeld sowie auf die aktuelle Entwicklung des Neugeschäfts zu reagieren“, begründen die GDV-Experten in ihrer aktuellen Broschüre „Konjunktur und Märkte 01/2013“ (PDF) die Situation. Im ersten Quartal dieses Jahres fiel das Geschäftsklima so verhalten aus wie zuletzt Mitte 2009. Hoffnungsschimmer sieht die Branche im Geschäft mit Zusatzversicherungen. „Stützend“, so das Ergebnis der Befragung, könnten sich in der Beurteilung des Zusatzgeschäfts die neuen Möglichkeiten im Zuge der Einführung der geförderten Pflegezusatzversicherung („Pflege-Bahr“) auswirken.

PKV ächzt unter Niedringszinsphase

Um 2,5 Prozent auf 23,07 Millionen Verträge hat sich die Anzahl der Zusatzversicherungen im vergangenem Jahr erhöht. Dieses Zusatzgeschäft sorgt allerdings nur für lediglich 19,3 Prozent (2011) des PKV-Beitragsaufkommens. Viel ärgerlicher für die Branche dürfte indessen der Abgang der Kunden in der Vollversicherung sein. Denn erstmals seit Jahrzehnten sank 2012 die Anzahl der vollversicherten Kunden um 20.100 auf insgesamt 8,96 Millionen Kunden.

In der Studie wird dies auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aufgrund der guten Lage am Arbeitsmarkt zurückgeführt. Dadurch hätten viele ehemals privatversicherte Kleinselbstständige, die sich für eine Festanstellung entschieden hätten, „zwangsweise“ in die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zurückkehren müssen. Auch der Start der Unisex-Tarife Ende 2012 habe bei vielen potenziellen Kunden zu einer abwartenden Haltung geführt.

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Auf die erhöhte Lebenserwartung sowie die steigenden Behandlungskosten im Gesundheitswesen kann der Anstieg der ausgezahlten Versicherungsleistungen zurückgeführt werden. Um 2,3 Prozent auf 23,3 Milliarden Euro war ein Anstieg der Leistungen 2012 zu verzeichnen. Gleichzeitig stiegen aber auch die Beitragseinnahmen. Nämlich um 2,9 Prozent auf 35,7 Milliarden Euro. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld ist zwischenzeitlich mit handfesten Auswirkungen bis zur PKV durchgedrungen. Die Kostensteigerungen können nämlich im Vergleich der vergangenen Jahre nicht mehr in dem Ausmaß durch Kapitalerträge aufgefangen werden, ist in der Studie zu lesen.

„Wahlkampf hat Unsicherheit gesteigert“

„Zwar war das gesundheitspolitische Umfeld für die PKV zuletzt günstig, im Zuge der bevorstehenden Bundestagswahl hat die Unsicherheit über die Zukunft der PKV allerdings wieder zugenommen“, konstatiert GDV-Experte Chris Pötter. Darüber hinaus stehe auch die Geschäftsentwicklung der PKV im Kontext der wirtschaftlichen Lage der privaten Haushalte. „Einerseits also der positiven Einkommensentwicklung, andererseits aber der im Zuge der Banken- und Staatsschuldenkrise weit verbreiteten Zurückhaltung der Bevölkerung in Bezug auf finanzielle Verpflichtungen“, so Pötter.

cms.lhech



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