Während die SPD die Bürgerversicherung zu einem der zentralen Themen für die anstehende Bundestagswahl gemacht hat, wird diese nun von den niedergelassenen Ärzten abgelehnt. In den Arztpraxen mehrt sich die Anti-Haltung um die Bürgerversicherung. Laut einer aktuellen Umfrage des Online-Ärztenetzwerk Hippokranet und des Bundesverbandes der niedergelassenen Fachärzte (BVNF) sind 90 Prozent der niedergelassenen Ärzte gegen die Aufhebung des dualen Krankenversicherungssystems.

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Bereits im Januar hatte es eine Umfrage des Finanzdienstleisters MLP unter rund 500 Ärzten gegeben (der Versicherungsbote berichtete: "CDU Wirtschaftsrat kontert Umfrageergebnis"), bei dem sich eine knappe Mehrheit der Mediziner für die Bürgerversicherung ausgesprochen hatte. "Dabei wurden jedoch Klinikärzte und niedergelassene Ärzte in einen Topf geworfen. Wir wollten mit unserer Umfrage gezielt herausfinden, wie die Ärzte in den Praxen über das Thema denken - und das Ergebnis ist eindeutig. Die Bürgerversicherung stößt auf wenig Verständnis", begründet Scholz die gezielte Umfrage unter den ambulant tätigen Medizinern. Dabei sind beide Ergebnisse relativ logisch nachzuvollziehen. Während in der ersten Studie der MLP auch angestellte Klinikärzte befragt wurden und sich eine Mehrheit pro Bürgerversicherung kristallisierte, wurden nun gezielt Praxisärzte befragt. Das eigenständige Praxen vom Geld der privaten Krankenversicherung Teile der restlichen Patienten querfinanzieren und dabei eher die Opposition zur Bürgerversicherung ist ebenso verständlich, wie, dass angestellte Klinikärzte auf Grund der vielen Bürokratie und der viel diskutierten Zweiklassenmedizin eher pro Bürgerversicherung sind.

Ärzte sind gegen die Bürgerversicherung

Der Bundesverband der niedergelassenen Fachärzte verteidigt die Umfrage und stellt sich klar gegen die Bürgerversicherung. Dr. Wolfgang Bärtl, der Vorsitzende des BVNF, konstatierte: "Die Kollegen haben dabei ein deutliches Votum abgegeben - gegen die Bürgerversicherung und für die Beibehaltung des derzeitigen dualen Krankenversicherungssystems. Mit dem Modell von SPD und Grünen fürchten die Niedergelassenen deutliche Verschlechterungen".

"Lediglich zwölf Prozent der Ärzte gaben an, dass sich das Geschäft der PKV künftig nur auf Zusatzversicherungen beschränken sollte", berichtet Jan Scholz, Chefredakteur des Ärztenachrichtendienstes. Dagegen sind immerhin rund 86 Prozent der Ärzte vom aktuellen System überzeugt und wollten dieses beibehalten.

BVNF fordert nehr Transparenz verständliche Rechnungen und angemessene Preise für ärztliche Leistungen

Statt dessen forderte die Ärzteschaft mehr Transparenz. So sprachen sich 86 Prozent der befragten Ärzte für die Kostenerstattung in den Arztpraxen bei Kassenpatienten aus. "Das sollte ein Signal für die Politiker sein. Es muss eine öffentliche Debatte über das Thema geben. Die Kollegen wollen mehr Transparenz im System. Der Patient soll anhand einer verständlichen Rechnung die erbrachten Leistungen nachvollziehen können - der Arzt soll Klarheit über das zu erwartende Honorar bekommen", betont Bärtl. Auch das "endlich verlässliche und angemessene Preise für ärztliche Leistungen" eingeführt werden müssten, steht weit oben auf dem Wunschzettel von Bärtl.

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