„Globale Unternehmen bewegen sich heute in einer komplexen Risikolandschaft. Altbekannte Risiken wie Feuer sind ebenso Teil davon wie ultramoderne Risiken wie Lieferantenausfälle und Cyberkriminalität,“ so Axel Theis, CEO von Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS). Der Industrieversicherer der Allianz führte Ende 2012 die Befragung „Risk Barometer 2013“ durch, für die 529 Experten aus dem Industrie- und Firmenversicherungsgeschäft der gesamten Allianz Gruppe ihre Einschätzung abgaben, welche Risiken für Unternehmen aus bestimmten Regionen und Branchen im Jahr 2013 besonders dringlich sind.

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Unterbrechungen sind das größte Risiko

Aus Sicht der Befragten sind Betriebs- und Lieferkettenunterbrechungen das größte Geschäftsrisiko (46 Prozent der Antworten). Aus Kostengründen halten viele Unternehmen ihre globalen Lieferketten schlank; auf Ersatzlieferanten wird verzichtet. „Wie die Flutkatastrophe in Thailand zeigte, können Ausfälle von einzelnen Schlüssellieferanten in einer Region ganze Branchen in Mitleidenschaft ziehen“, erklärt AGCS-Sachversicherungsexperte Volker Münch.

Schäden aus Naturkatastrophen in 30 Jahren um das 15-fache gesteigert

Betriebsunterbrechungen sind oft die Folge von Naturkatastrophen, dem zweitgrößten Unternehmensrisiko (44 Prozent der Antworten). Auch wenn das Jahr 2012 – abgesehen von Hurrikan Sandy – vergleichsweise katastrophenarm war, besteht kein Grund für Entwarnung: „In den letzten 30 Jahren haben sich die Schäden aus Naturkatastrophen um das 15-fache gesteigert. Und die Schäden werden weiter zunehmen, weil die Versicherungsdichte gerade in Asien steigt und gefährdete Küstenregionen immer stärker besiedelt werden“, erklärt Dr. Markus Stowasser, Meteorologe bei Allianz Re. Auch in Europa sei häufiger mit lokal auftretenden Wetterphänomenen wie Starkregen zu rechnen.

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Überraschend aktuell zeigt sich ein Risiko, das so alt wie die Menschheit ist: Feuer und Explosionen rangieren auf dem dritten Platz der wichtigsten Unternehmensrisiken weltweit. Brände sind zwar selten, können aber – insbesondere im produzierenden Gewerbe – hohe Sach- und Betriebsunterbrechungsschäden verursachen. Beispiel AGCS: Von sieben industriellen Großsachschäden im Jahr 2012 mit mehr als 10 Mio. Euro Folgekosten wurden sechs durch Feuer verursacht. „Unternehmen sollten beim Brandschutz keine Kompromisse aus Kostengründen eingehen“, betont Paul Carter, Global Head of Risk Consulting bei AGCS.

Sorge um Gütesiegel „Made in Germany“

Für Deutschland benennen die Befragten ebenfalls Betriebsunterbrechungen und Naturkatastrophen als die zwei größten Risiken für ihre Unternehmenskunden. An dritter Stelle jedoch – und dies gilt umso mehr für große Industriekonzerne – steht die Angst vor Qualitätsmängeln und Serienfehlern. „‚Made in Germany‘ ist nach wie vor ein wichtiges Qualitätssiegel in Branchen wie dem Auto-, Maschinen- oder Anlagenbau. Daher stellen Qualitätsprobleme und Baufehler, die große Produktionsserien betreffen, für viele deutsche Unternehmen ein gravierendes Risiko dar“, erklärt Dr. Thomas Meschede, Head of Risk Consulting AGCS Deutschland. Eng verknüpft damit: Die Angst vor Reputationsschäden rangiert ebenfalls unter den zehn wichtigsten Geschäftsrisiken für deutsche Großunternehmen.

Etwas anders sieht es im deutschen Mittelstand aus: Fachkräftemangel und die alternde Arbeitnehmerschaft sind hier kritische Themen. „Mittelgroße Unternehmen gelten im Vergleich zu Markenherstellern und DAX-30-Unternehmen als weniger attraktiv und haben es daher schwerer, Nachwuchs- und Fachkräfte zu gewinnen,“ sagt Michael Krause, Leiter Haft-/Vermögenshaftpflicht Firmenkunden bei der Allianz Versicherung AG. Auch Finanzierungsfragen bereiten mittelständischen Unternehmen häufiger Kopfzerbrechen. „Mittelständler sind in der Regel nicht börsennotiert. Sie haben daher keinen Zugang zum Kapitalmarkt als Kreditgeber – sicher ein Grund dafür, dass sie sich über die Verfügbarkeit von Krediten Gedanken machen“, erklärt Krause. Zudem sehen die Befragten mittelgroße Unternehmen stärker durch Betrugs- und Korruptionsrisiken gefährdet.

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Unternehmen schlecht vorbereitet auf IT- und Stromausfälle


Einige Risiken genießen in Unternehmen hohe Aufmerksamkeit, andere werden aus Sicht der Befragten noch breit unterschätzt. So können etwa IT-Ausfälle – gleich ob selbstverschuldet oder durch Internetkriminalität – hohe finanzielle Folgekosten in der zunehmend digitalisierten Wirtschaft verursachen. Doch nur sechs Prozent der Befragten meinen, dass ihren Kunden dieses Risiko wirklich bewusst ist. Auch die Gefährdung durch breitflächige Stromausfälle ist erst bei wenigen Unternehmen auf dem Risikoradar. „Aufgrund der alternden Infrastruktur und unzureichender Investitionen wird die Zuverlässigkeit der Stromversorgung in Industrieländern künftig abnehmen“, erläutert Michael Bruch, Head of R&D Risk Consulting bei AGCS. Durch die hohe Abhängigkeit von Informations- und Kommunikationstechnologien und den in vielen Unternehmen fehlenden Vorkehrungen wären die Folgen eines Stromausfalls heute viel gravierender als noch vor zehn oder 15 Jahren.

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