Die positiven Ergebnisse aus den Vertragserneuerungen des laufenden Jahres waren geprägt von den hohen Belastungen aus Naturkatastrophen des Jahres 2011. Angesichts dessen kam es zu deutlichen Preiserhöhungen vor allem in schadenbelasteten Programmen. Zu den Steigerungen haben zudem – wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt – die Anpassungen von Naturkatastrophenmodellen beigetragen. Beeinflusst wurden die Vertragserneuerungsrunden abermals durch das niedrige Zinsniveau und die damit verbundenen Schwierigkeiten, ausreichende Investmenterträge zu generieren. Hierdurch setzte sich die Disziplin bei der technischen Preisfindung fort.

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„Wir haben sowohl zu den Erneuerungen im April als auch im Juni/Juli erfreuliche Ergebnisse erzielen können. Zu der positiven Entwicklung in den globalen Sach-(Katastrophen)-Sparten sehen wir nun auch in den USA erste positive Zeichen für ein insgesamt verbessertes Umfeld in den Haftpflichtsparten. Wir sind zuversichtlich, dass sich dieser Trend auch in der Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2013 fortsetzt”, betonte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Wallin während einer Pressekonferenz in Monte Carlo.

Für die kommenden Erneuerungsrunden geht die Hannover Rück davon aus, dass sich die Risikoangemessenheit der Raten fortsetzen wird. Insgesamt sollten weitere Preissteigerungen erzielt werden können. Das Unternehmen sieht unverändert eine stabile bis steigende Nachfrage nach Rückversicherungsschutz, die durch eine steigende Wertekonzentration in den Ballungszentren wie auch durch die Einführung risikobasierter Solvenz­systeme (beispielsweise Solvency II in Europa) begründet ist. Die positiven Faktoren, die schon die bisherigen Vertragserneuerungsrunden bestimmt haben, wie auch die Modellanpassungen für Naturkatastrophen oder das niedrige Zinsniveau, werden ebenfalls die Preisfindungen der Verträge zum 1. Januar 2013 positiv beeinflussen und eine Aufweichung der Märkte verhindern. Entscheidend für die Entwicklung der Preise wird ferner die Frage sein, ob es im Jahr 2012 noch zu großen Naturkatastrophen wie im Vorjahr kommt oder ob sich der Großschaden­verlauf ähnlich moderat wie im ersten Halbjahr darstellt.

Situation der Zielmärkte

Für ihre drei Säulen der Schaden-Rückversicherung – die Zielmärkte, das Spezialgeschäft und die globale Rückversicherung – erwartet die Hannover Rück für die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2013 folgende Entwicklungen:

Nordamerika

Für den nordamerikanischen Markt sei insgesamt ein Aufschwung festzustellen.
Im Sachgeschäft hat es trotz des Ausbleibens von schweren Hurrikanen genügend Elementarschäden gegeben, um die Raten im Erst- und Rückversicherungsgeschäft auf hohem Niveau zu belassen. Für das kommende Jahr sollten weitere Ratenerhöhungen möglich sein, da die unterdurchschnittlichen Gewinnerwartungen mit geringeren Eigenkapitalrenditen weiter unbefriedigend bleiben. Es ist von einer weiteren positiven Preisentwicklung auszugehen, die sich im Falle eines substanziellen Katastrophenschadens beschleunigen sollte.
Im Haftpflichtgeschäft hat vor einigen Quartalen die erwartete Trendwende zu einem sich verhärtenden Markt eingesetzt. Der Umschwung fand sehr differenziert im Erstversicherungsgeschäft statt; zunächst im Arbeiter-Unfallgeschäft und zuletzt auch in fast allen Bereichen des (Berufs-)Haftpflichtgeschäfts. Auslöser für Ratenerhöhungen sind insbesondere niedrigere Investmentergebnisse und negative Abwicklungsergebnisse der jüngeren Jahre.

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Deutschland

Das industrielle Sach- und Haftpflichtgeschäft ist von einem andauernden, intensiven Wettbewerb geprägt, obwohl die Schadenfrequenz besonders in der Feuerversicherung eine Trendwende erfordert. Auch das private Geschäft gerät immer mehr unter Ertragsdruck, denn die zahlreichen Frostschäden zu Beginn des Jahres belasten die Wohngebäudeversicherung als chronisch defizitäre Sparte.
Im Kraftfahrtgeschäft ist – sowohl im Kasko- als auch Haftpflichtgeschäft – eine deutliche Erholung festzustellen. Die Hannover Rück geht daher von verbesserten Bedingungen und steigenden Prämien im Originalgeschäft aus, wovon auch die Rückversicherer profitieren sollten.

Spezialgeschäft

Luftfahrt

Dem Markt fließen zunehmend Kapazitäten zu, sodass das Umfeld weich verbleibt. Gleichwohl werden für 2013 weiterhin gute Geschäftsmöglichkeiten gesehen; dies gilt insbesondere für die BRIC- und andere aufstrebende Märkte. Das Ratenniveau ist insgesamt stabil. Eine nachhaltige Verbesserung der Preise dürfte in den nächsten zwölf Monaten angesichts der moderaten Großschadensituation nicht zu erwarten sein. Die Hannover Rück gehört in der Luftfahrtrückversicherung zu den Marktführern.

Transport

Im Sach- und Haftpflichtbereich der Meeres- und Energietechniksparte erwartet die Hannover Rück weiterhin Konditionsverbesserungen. Die zu den letzten Erneuerungsrunden durchgesetzten Prämien- und Selbstbehaltsanstiege werden aufgrund der Originalwerteentwicklung anhalten. Im Zuge des „Costa Concordia”-Schadens werden auch die betroffenen Transport-, Kasko- und Haftpflichtrückversicherungen teilweise deutliche Prämien- und Selbstbehaltsanstiege zu verzeichnen haben.

Kredit und Kaution

Nach einer außergewöhnlich niedrigen Schadenaktivität in den letzten zwei bis drei Jahren steigen die Schadenquoten in der Kredit- und Kautionsversicherung aufgrund des weltweit gebremsten Wirtschaftswachstums moderat an, bleiben aber insgesamt auf gutem Niveau. Sie befinden sich auf dem Stand vor der Finanzmarktkrise 2008. Gleiches gilt für den Bereich Politisches Risiko. Es wird davon ausgegangen, dass die Erst- und Rückversicherungspreise überwiegend stabil bleiben.

Strukturierte Rückversicherung

Im Hinblick auf die Vorbereitung auf das europäische Regelwerk Solvency II dürfte die Nachfrage nach innovativen und maßgeschneiderten Rückversicherungslösungen weiter steigen. Diese Entwicklung schließt Aggregatdeckungen, die den Nettoselbstbehalt der Kunden vor signifikanten Schadenszenarien mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit schützen, mit ein. Auch außerhalb der Europäischen Union rechnet die Hannover Rück mit einer Ausweitung des Geschäfts angesichts der Einführung risikobasierter Modelle für die Berechnung der Solvenzanforderung.

Globale Rückversicherung

Nachdem die Märkte der globalen Rückversicherung 2011 durch eine hohe Großschadenbelastung gekennzeichnet waren, konnten im laufenden Geschäftsjahr zum Teil deutliche Preissteigerungen erreicht werden. Die Hannover Rück geht davon aus, dass sich zum 1. Januar 2013 – zumindest für die schadenbetroffenen Regionen – die Raten weiter erhöhen.

Weltweites Katastrophengeschäft

Im weltweiten Katastrophengeschäft sind die Auswirkungen der schweren Großschäden des Vorjahres nach wie vor spürbar. Sowohl zum 1. Januar als auch zu den Vertragserneuerungsrunden im April und Juni/Juli konnten Rückversicherer weitere, zum Teil deutliche, Preiserhöhungen erzielen. Es ist jedoch zu beobachten, dass sich die Schwungkraft der Ratenerhöhungen, nicht zuletzt aufgrund einer moderaten Großschadenbelastung im Jahr 2012, langsam abschwächt. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Preise für Naturkatastrophen auch zukünftig auf hohem Niveau liegen werden.

Nordamerika: In den Erneuerungen im Juni/Juli kam es nochmals zu leichten Ratenerhöhungen, wenngleich nicht so ausgeprägt wie noch zu Beginn des Jahres. Die Preisanstiege waren nicht zuletzt bedingt durch die erwähnten Anpassungen der Naturkatastrophenmodelle. Für das Jahr 2013 wird eine kontinuierlich steigende Nachfrage für Naturkatastrophendeckungen erwartet; auch bei geringen Großschäden in der zweiten Jahreshälfte sollten weitere moderate Preisanstiege möglich sein.

Europa: Für das kommende Jahr wird mit einer zunehmenden Nachfrage gerechnet. Treiber hierfür sind sowohl die gestiegenen Eigenkapitalanforderungen im Rahmen von Solvency II und auch hier die Naturkatastrophenmodellanpassungen. Nicht zuletzt aufgrund der moderaten Großschadensituation sind die Preise hier risikotechnisch nicht mehr ausreichend. Daher wird es notwendig sein, selektive Preiserhöhungen durchzusetzen.

Japan: Erwartungsgemäß konnten hier angesichts des verheerenden Erdbebens im März 2011 nochmals deutliche Preissteigerungen und verbesserte Bedingungen für Erdbeben- und Taifundeckungen durchgesetzt werden. Das hohe Preisniveau sollte auch im kommenden Jahr gehalten werden; einzelne Programme dürften weitere Ratenerhöhungen erfahren.

Australien/Neuseeland: In den unterjährigen Erneuerungen konnten wiederholt kräftige Ratenerhöhungen, insbesondere für schadenbetroffene Programme, verbucht werden. Auch 2013 sollte die positive Preisentwicklung anhalten und es ist mindestens von stabilen Rückversicherungspreisen auszugehen.

Non-Peak Areas (Regionen mit geringerem Großschadenpotenzial): Die schweren Überschwemmungen in Thailand haben in kleineren Märkten einzelner asiatischer Länder zu einem stärkeren Risikobewusstsein bei den Rückversicherern geführt. Hieraus ergibt sich ein Trend zu entsprechenden Preiserhöhungen.

Weltweites Vertragsgeschäft

Das Geschäft im weltweiten Vertragsgeschäft entwickelt sich je nach Markt und Region unterschiedlich. Im Folgenden werden Märkte mit besonderer Dynamik vorgestellt:

Emerging Markets: Die Schwellenmärkte bieten langfristig ein großes Wachstumspotenzial, auch wenn sich die Wirtschaftsentwicklung infolge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise etwas verlangsamt hat. Für 2013 wird insgesamt mit einer weiter steigenden Nachfrage – zunehmend nach qualitativ hochwertiger Rückversicherung – gerechnet. Risikoadäquate Preise sollten sowohl in den CEE-Ländern als auch den Märkten Asiens und Lateinamerikas zu erzielen sein. Für letzteres besteht die Sorge, dass das Rückversicherungsgeschäft zunehmend von nationalen Interessen beeinträchtigt wird. Insgesamt wird für Lateinamerika ein kompetitiveres Marktumfeld erwartet.

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Landwirtschaftliche Versicherungen: Neue Geschäftsmöglichkeiten ergeben sich aus dem weiteren Ausbau öffentlich-privater Partnerschaften, insbesondere in Schwellenländern mit entsprechendem landwirtschaftlichen Potenzial. Ein steigender Nahrungsmittelbedarf zieht Investitionen und eine erhöhte Nachfrage nach landwirtschaftlichen Deckungen bei Erst- und Rückversicherern nach sich. Auch die erwartete Zunahme von extremen Wetterereignissen bedingt durch den Klimawandel veranlasst die Landwirte, sich zunehmend gegen potenzielle Ernteausfälle abzusichern. Die Versicherungswirtschaft muss diese Entwicklung bei der Bereitstellung von tragfähigen Versicherungslösungen berücksichtigen, um die neuen Marktmöglichkeiten nutzen zu können. Das Preisniveau der landwirtschaftlichen Deckungen ist trotz erheblichen Wettbewerbs größtenteils auskömmlich.

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