In seinen Augen könne nur über die Verlangsamung der Verschuldung und durch entsprechende Sparmaßnahmen die haushaltspolitische Kontrolle und Flexibilität zurückerlangt werden. Fischer: „Als Stuttgarter liegt mir das Sparen schon von Haus aus näher. Gleichzeitig ist dies aber auch für unsere Funktion als Versicherer die bessere Alternative. Wir haben den klaren Auftrag, für eine verlässliche Altersabsicherung unserer Kunden zu sorgen. Eine Phase harter Sparmaßnahmen wird die Versicherten erheblich weniger belasten als der Entschuldungsweg über eine erhöhte Inflation.“

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Im Rahmen des traditionellen Wirtschaftstages der CDU erörtern Vertreter aus Wirtschaft und Politik aktuelle wirtschaftspolitische Herausforderungen – mit mehr als 2.000 Teilnehmern ist es Jahr für Jahr eines der hochkarätigsten Foren in diesem Bereich. Dieses Jahr lautete das Thema „Deutschland und Europa neu denken: Wege aus der Staatsverschuldung“. Hintergrund sind die in den vergangenen Jahren immer weiter steigenden staatlichen Neuverschuldungen. Teilnehmer waren neben Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem finnischen Ministerpräsident Jyrki Katainen und dem neuen Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank Anshu Jain viele weitere Bundestagsabgeordnete und Top-Manager.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion zum Thema „USA contra Europa: Welcher Weg führt aus der Schuldenkrise?“ wurde erörtert, ob eher das US-amerikanische „Gelddrucken“ oder der deutsche Weg aus Schuldenabbau und Konjunkturbeflügelung, die Lösung sein kann. Da die Stuttgarter als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit ausschließlich ihren Mitgliedern verpflichtet ist, hat sie eben diese bei der Lösung maßgeblich im Blick. Und die Entschuldung über eine leicht erhöhte Inflation würde vor allem die vielen Millionen Altersvorsorge-Sparer in Deutschland stark belasten.

„Der Abbau der Schulden würde dann über den allmählichen Vermögensverzehr erfolgen, der jeden Sparer hart trifft. Die aus der Konsolidierung resultierenden niedrigen Zinsen könnten wir hingegen noch eine ganze Weile gut überstehen, indem wir auf der Kapitalanlageseite entsprechend diversifizieren. Sicherlich sind frühere Renditen von sieben oder acht Prozent aktuell nicht mehr zu realisieren, aber unsere aktuelle Gesamtverzinsung von über vier Prozent bietet den Menschen auch weiterhin eine sehr gute Absicherung für das Alter“, begründete Dr. Fischer.

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Eurobonds nur mit entsprechendem politischen Rahmen

Zur derzeitigen öffentlichen Debatte um Eurobonds nannte Dr. Fischer diese unter bestimmten Voraussetzungen für einen möglichen Weg. Es müssten allerdings vorher entsprechende politische Rahmenbedingungen geschaffen werden. Fischer: „Der Weg gemeinsamer europäischer Anleihen schreckt mich nicht, wenn damit einheitliche europäische Haushaltsregeln, politische Stabilität und Verantwortung verbunden wird. Eurobonds sind dann eine akzeptable Option, wenn die Politik dafür Sorge trägt, dass die Staaten nicht nur die Haftung umverteilen, sondern gleichzeitig Souveränität abgeben, um gemeinsame Kontrollmechanismen zu implementieren.“ Dann würden institutionelle Investoren wie Versicherer und damit auch deren Kunden von einem sicheren, größeren und liquideren Anleihemarkt profitieren.

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