Während die Preise von 2001 bis 2010 um durchschnittlich 1,36 Prozent pro Jahr stiegen, legten die gesetzlichen Renten lediglich um 0,82 Prozent zu. Wenn man zusätzlich die Aufwendungen zur Kranken- und Pflegeversicherung berücksichtigt, hat das Plus der Rentner lediglich 0,56 Prozent pro Jahr betragen.

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Nach Berechnungen der Linken bedeutet dies, dass der Wert der Renten seit 2001 real um sieben Prozent gesunken ist. Zugleich wurde bekannt, dass immer mehr alte Menschen auf staatliche Sozialleistungen angewiesen sind: Von 2003 bis Ende 2009 stieg ihre Zahl um 74 Prozent auf knapp 764.000 Personen. „Viele Rentner fürchten inzwischen den sozialen Abstieg, denn ein Ende der Abwärtsspirale ist nicht in Sicht“, warnt Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbandes Deutschland. So kann auch die aktuelle Rentenerhöhung zum 01. Juli die Inflation nicht auffangen - während die Renten um 0,99 Prozent steigen, beträgt die Inflation derzeit 2,3 Prozent.

Linke-Chef Klaus Ernst nahm die Entwicklung zum Anlass, vor einer Welle der Altersarmut zu warnen. Gegenüber der Süddeutschen erklärte er: „Wenn die Renten weiter in dem Tempo sinken, dann liegt die Durchschnittsrente in zehn Jahren unter der Grundsicherung.“ Er schlug eine neue Rentenformel vor, mit der die Inflationsverluste der Ruheständler aufgefangen werden. Auch plädierte er für eine Mindestrente, um ein Abrutschen in die Altersarmut zu verhindern.

Rentenentwicklung an Entwicklung der Löhne gebunden

Die Bundesregierung lehnte den Vorschlag des Linken-Politikers jedoch ab. Statt dessen argumentierte sie, dass sich die jährliche Erhöhung der Renten an der Entwicklung der Löhne zu orientieren habe: "Die Rente ist eine Lohnersatzleistung. Ihre jährliche Anpassung orientiert sich an der Entwicklung der Löhne und nicht an der Preisentwicklung. Auch die Löhne der Beschäftigten genießen keinen Schutz vor Inflation." Gerade beim Anstieg der Löhne schwächelte Deutschland jedoch zuletzt. Nach Angaben der gewerkschaftsnahen Hans Böckler-Stiftung wies Deutschland in den letzten acht Jahren die schwächste Reallohnentwicklung im gesamten EU-Raum auf, was sich auch auf die Rentenerhöhungen auswirkte.

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In ihrer Antwort verwies die Bundesregierung zugleich auf die positiven Folgen der Rentengarantie. „Die Renten sind momentan höher, als sie es ohne Schutzklausel wären“, betonte das Arbeitsministerium. Seit 2009 verhindert demnach eine Klausel im vierten Sozialgesetzbuch, dass die geltenden Renten bei sinkenden Löhnen fallen. Allerdings steigen die Renten in den Folgejahren auch langsamer an, wenn bei Lohneinbußen eine Rentenkürzung mit Hilfe der Klausel verhindert werden musste.

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