Röhler hat zuvor lange Jahre das Auslandsgeschäft der Allianz in Italien und der Schweiz geleitet. Speziell auf dem italienischen Markt konnte er mit einfachen und digital leicht abzuschließenden Tarifen punkten, die nun auch für den deutschen Markt zum Vorbild werden sollen. Denn Röhler will das Produktportfolio vereinfachen und mit weit weniger Tarifvarianten um Kunden werben.

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“Abschluss in 90 Sekunden“

Klaus-Peter Röhler, Vorstandschef der Allianz Deutschland AG. Quelle Foto: Allianz SE Die Allianz Deutschland sei ein „sehr solides Unternehmen“ und „in Sachen Innovation und Digitalisierung sehr weit“, sagte Röhler dem „Handelsblatt. Er habe aber vor allem drei Felder im Blick, bei denen er in den kommenden Monaten Nachholbedarf sehe: bei der Produktentwicklung, der Profitabilität und dem Wachstum. „Wir wollen schneller und einfacher werden - wie in der Kfz-Versicherung. Hier brauchen Kunden inzwischen nur noch 90 Sekunden, um einen Vertrag abzuschließen“, so Röhler.

Diese 90 Sekunden bis zum Vertragsabschluss seien auch eine Blaupause für andere Bereiche, führt der neue Deutschland-Chef aus. Durch Produktharmonisierung könne man noch viele Synergien heben, das mache die Arbeit schneller und kostengünstiger. Mit anderen Worten: statt einer Vielzahl komplexer Tarife will Röhler diese vereinfachen und auf wenige Produktvarianten einstampfen. Speziell im Sachgeschäft soll eine „neue, sehr schlanke Produktarchitektur“ entstehen.

Bereits in Italien hat die Allianz ihre Angebotspalette deutlich verschlankt und am Ende rund ein Drittel der Produkte gestrichen, rechnet das „Handelsblatt“ vor. Das geschah unter ihrem damaligen Chef Klaus-Peter Röhler. Entsprechend verfolgt er in Deutschland ähnliche Ziele. „Wir wollen deutlich weniger Produktvarianten im Regal haben. In Italien sind wir am Ende auf 35 Produkte gekommen, die wir noch anbieten. Ich erwarte, dass wir in Deutschland bei einer ähnlichen Größenordnung in der Sachversicherung landen werden“, so der Vorstandschef.

Die Produkte im Neugeschäft zusammenzustreichen, machen aber nur einen ersten Schritt aus. Es gelte, dann auch die Komplexität beim Verwalten der Altbestände deutlich zu verringern, argumentiert Röhler.

Leidtragende: der Vertrieb?

Leidtragende der neuen Strategie könnten die rund 8.300 Agenturen der Allianz sein. Es ist offensichtlich, dass Röhler stark auf das Online-Geschäft setzt, wenn er von einem Vertragsabschluss in 90 Sekunden schwärmt. Auch damit wird der Manager im Interview konfrontiert.

Immerhin bekennt sich Röhler zu den Vertretern. Die Allianz habe bereits im zurückliegenden Jahr die Vertriebskapazität nicht verkleinert, während der Markt um fünf Prozent runtergegangen sei, argumentiert er. Er gehe fest davon aus, dass der stationäre Vertrieb in dieser Größenordnung erhalten bleibe: „Wir glauben fest an diesen Vertriebsweg“.

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Auch bei den insgesamt 26.800 Mitarbeiter der Allianz geht Röhler nicht zwangsläufig von einem starken Stellenabbau aus. Zwar würden Stellen aufgrund der Digitalisierung und Automatisierung wegfallen - aber auch neue entstehen. „Ich kann Ihnen heute nicht seriös sagen, wie sich das am Ende auf den Stellenplan der Allianz Deutschland auswirkt“, sagt Röhler.

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