Nullzinsen und regulatorische Herausforderungen setzen Lebensversicherer unter erheblichen Druck. Bei den meisten geht es darum, die Verpflichtungen gegenüber dem Kollektiv, die Garantiezinsen und die gesetzlich vorgeschriebene Zinszusatzreserve (ZZR) überhaupt erwirtschaften zu können. Allein 2017 ist die Zinszusatzreserve der Lebensversicherer um weiter 15 Milliarden Euro gestiegen. Damit notiert die 2011 eingeführte Bilanzposition inzwischen bei rund 60 Milliarden Euro.

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Zinszusatzreserve steigt

Deutsche Versicherer müssen für durchschnittlich 80 Prozent ihrer Bestände eine Zinszusatzreserve (ZZR) bilden. „In der Spitze unterliegen bei einzelnen Anbietern bereits mehr als 90 Prozent der Bestände der Nachreservierung“, erläutert Lars Heermann von der Ratingagentur Assekurata. Die bisher angehäuften 60 Milliarden Euro entsprechen den Angaben zufolge fast dem gesamten bilanziellen Eigenkapital der Unternehmen.

Damit belasten Gelder, die in die ZZR fließen die Ertragslage der Lebensversicherer zunehmend und beschneiden deren finanziellen Spielraum für höhere Überschüsse. Allein für die Zuführung im Jahr 2017 hätten die Lebensversicherer rechnerisch 1,70 Prozent Nettozins aus ihren Kapitalanlagen erwirtschaften müssen, habe Assekurata berechnet.

Bis 2023 könnte die ZZR 130 Milliarden Euro bis 180 Milliarden Euro ansteigen, warnt nun der GDV. In einer Kolumne fordert Jörg von Fürs­ten­werth die Politik zum Handeln auf. Die Regeln für die ZZR müssten noch in diesem Sommer auf den Prüfstand und entsprechend angepasst werden. Schließlich basiere die Formel auf den Marktbedingungen von anno 2011. Damals galten Zinsen zwischen zwei und drei Prozent als niedrig.

ZZR-Korrektur möglichst im Sommer 2018

Eigentlich sollte die ZZR den Versicherern mehr Sicherheit bringen. Immerhin werde jedes Jahr ein zusätzlicher Puffer angehäuft. Dieser sollte langfristig die Garantien sichern. Doch unter dem dauerhaften Druck des Niedrigzinses hat die Versicherungswirtschaft nun eine andere Sichtweise auf diese Form der Sicherung. "Es wird mehr an ZZR aufgebaut als für die Garantien erforderlich sind, dafür wird die Überschussbeteiligung der heutigen Kunden unnötig stark belastet. Ziel der ZZR ist die Sicherung der Garantien, nicht die Umverteilung von Überschüssen. Der massive Aufbau und schnelle Abbau führt auch zu einer unnötig ungleichmäßigen Belastung der Überschussbeteiligung der Versicherten in den nächsten Jahren.", kritisiert von Fürs­ten­werth.

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Die Branche werde dadurch zu kostenträchtigen Umschichtungen ihrer Anleiheportfolien gezwungen. Der Aufbau der ZZR solle daher möglichst gebremst statt beschleunigt werden. Dies könne beispielsweise durch die Ergänzung eines Zinskorridors erreicht werden, zeigt der GDV-Vorstand auf. Die Politik stehe in der Verantwortung zu handeln. Immerhin gehe es um die Erhaltung und Verbesserung der Finanzstabilität sowie der gerechten Verteilung der Erträge zwischen den Versicherten.

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